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■ Das PortraitTim Robbins

Schauspieler mit Haltung Foto: Concorde-Film

Tim Robbins macht keinen Hehl aus seiner politischen Einstellung. Er demonstrierte in Washington gegen den Golfkrieg, rügte öffentlich die einseitige Berichterstattung der US-Medien und schimpfte den damaligen Vizepräsidenten Quayle einen „ungebildeten Idioten“. Der hchgewachsene Hüne mit der Engelsmiene paßt recht wenig ins Hollywood-Establishment. Konsequenterweise zog er sich mit Lebensgefährtin Susan Sarandon 1987 zurück nach Greenwich Village, wo er aufgewachsen ist. Tims Vater Gil Robbins gehörte zur Clique um Bob Dylan und Phil Ochs, die die damalige Künstlerkolonie zum Mekka der Folkmusic machte. Auch Tim Robbins weiß mit einer Gitarre umzugehen, doch entschied er sich bereits in jungen Jahren für ein anderes Metier. Er war 13 Jahre alt, als er in einer Off- off-Broadway-Gruppe sein Schauspieldebüt gab – auf offener Straße. „Wir machten politisches Straßen-Vaudeville. Mit 14 spielte ich H. R. Haldeman. Ich lernte, wie man auf der Straße Theater spielt, im ständigen Wettstreit mit Lkw-Lärm, schreienden Müttern und Betrunkenen, die auf die Bühne kamen, um zu tanzen.“

Eine reguläre Ausbildung absolvierte er an der Universität von Los Angeles und gründete gemeinsam mit einigen Kommilitonen die freie Gruppe „The Actor's Gang“, der er nach wie vor angehört. „Wir wollten Theater machen, das mit der Musik übereinstimmte, die wir damals hörten, mit der Energie von New Wave und Punk.“ Nach Abschluß des Studiums wollte Robbins eigentlich zurück nach New York, wurde aber noch rechtzeitig von einem Besetzungschef entdeckt. Er spielte in diversen TV-Produktionen und trat für obskure Kinofilme wie „Schnitzeljagd – Teenage Apokalypse“ vor die Kamera. Mit Rollen in „Top Gun“ und vor allem „Five Corners“ erwarb er sich erste Meriten und wurde schließlich weithin bekannt, als er in der Baseball-Komödie „Annies Männer“ von Susan Sarandon aufs Trainingslager gebeten wurde. Eine Zeitlang blieb Robbins auf komische Parts festgelegt, bis er für „Jacob's Ladder“ vorsprach und sich gegen Mitbewerber wie Al Pacino und Dustin Hoffman durchsetzen konnte. Robbins rückblickend: „Ich suche stets nach Möglichkeiten, die Richtung zu wechseln. Hier bekam ich die einmalige Gelegenheit dazu. Ich liebe Komödien, aber ich beherrsche auch andere Fächer.“ Ab heute ist er in Joel Coens neuem Film „The Hudsucker Proxy“ zu sehen. Harald Keller

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