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■ Das PortraitJ.-J. C.-K. Muyemba

„Schwarzer zum Anfassen“ Foto: Erik-Jan Ouwerkerk

Er ist mindestens so groß, so dick und so entschlossen wie Helmut Kohl: ein Bär von einem Mann. Der gebürtige Zairer Jean-Jerôme Chico-Kaleu Muyemba und der Pfälzer haben aber noch eine Gemeinsamkeit: Sie wollen nach der Bundestagswahl an die Macht. Als „erster echter Schwarzer“ (Muyemba über Muyemba) will der 49jährige promovierte Wirtschaftswissenschaftler ins Parlament. Er ist parteiloser Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen in Potsdam. Daß er gegen den beliebten „roten Rolf“ Kutzmutz von der PDS kaum Chancen hat, läßt er so nicht gelten: „Ich kämpfe um jede Stimme.“ Viel mehr als symbolischen Charakter wird dieses Bemühen jedoch nicht haben. Muyemba ist auf der Landesliste nicht abgesichert. Entsprechend verhalten reagierte er auf die Aufforderung zur Kandidatur: „Ich habe das Gefühl bekommen, die Leute sind nicht ehrlich zu mir.“ Doch er hätte es als feige empfunden, die Chance nicht zu ergreifen. Und letztlich, gibt er zu, fühlte er sich auch von dem Angebot geschmeichelt. In die Partei will er aber nicht eintreten. Er stehe den Grünen zwar nahe, trotzdem sei er ein Mensch mit eigenem Glauben, den er nicht einer Parteiräson unterwerfen möchte.

Chico-Kaleu Muyemba lebt seit 1972 in Deutschland, seit 1978 in (West-)Berlin. Er ist verheiratet und hat ein Kind. Seit zwei Jahren arbeitet er im Auftrag des Pädagogischen Landesinstituts Brandenburg. Er besucht Schulen, Kindergärten und auch Bundeswehrkasernen, wo er über Zaire erzählen und aufklären soll. Sein wichtigstes Arbeitsinstrument ist dabei seine Hautfarbe. „Ich bin der schwarze Mann zum Anfassen“, sagt er, und sein Ziel ist, „Vorurteile und Berührungsängste abzubauen“.

In Bonn will er sich für eine „konstruktive Migrationspolitik“ einsetzen. „Es müssen endlich menschliche Regelungen für all jene geschaffen werden, die Hilfe und Schutz bei uns suchen.“ Schöne Worte aus dem Munde eines Mannes, der sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr traut, seine Wohnung zu verlassen, der Angst hat, mit der S-Bahn zu fahren oder alleine in die Kneipe zu gehen.

Aber Muyemba will nicht resignieren. Er ist zäh. Den Beinamen Muyemba hat er sich erworben, als er den heimatlichen Fluß überquerte, ohne von den am Ufer liegenden Krokodilen gefressen zu werden. Und er meint mit einem Augenzwinkern: „Wenn ich es diesmal nicht schaffe, dann bestimmt in vier Jahren.“ Anja Sprogies

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