■ Das Portrait: Klaus Asche
Ein Bierbrauer als Big Boß des bundesrepublikanischen Busineß? Wer glaubt, mit dem Hamburger Holsten- Chef Klaus Asche an der Spitze sinke der Bundesverband der Deutschen Industrie auf das Pfälzer Saumagenniveau, wird enttäuscht werden. Auch wenn kundige Bierbäuche Asches Gebräu mit dem Slogan „Holsten knallt am dollsten“ treffend denunzieren – der Hanseate mit seinem Faible für große Koalitionen und rechtslastige Sozialdemokraten hat mit dem bayerischen Bieradel und den nordrhein-westfälischen Gerstenbaronen nur wenig gemein. Klaus Asche, bislang Präses der Hamburger Handelskammer, ist ein europäisch gesonnener Wirtschaftsstratege. Kein Zufall: Bierbrauer sind die einzigen Vertreter des produzierenden Gewerbes, die je in der Hamburger Kaufmannsaristokratie akzeptiert waren. Hamburgs ökonomische Blüte im ausgehenden Mittelalter trugen Kaufleute und Bierbrauer gemeinsam, eine Tradition, an die Asches Holsten AG bruchlos anknüpft: Skandinavien und England werden ebenso überschwemmt wie der Osten.
Neuer BDI-Chef Foto: Jörg Martin Schulze
Im vergangenen Herbst allerdings, als in Hamburg eine rot-grüne Koalition winkte, warb Klaus Asche medienöffentlich heftig für eine Große Koalition. Weit bedeutsamer aber waren die fast täglichen kurzen Wege, auf denen er dem schwankenden SPD- Bürgermeister Henning Voscherau den Rücken gegen grüne Anwandlungen steifte. Ein Asche-Mitarbeiter damals stolz zur taz: „Wir allein haben Rot-Grün verhindert.“ Dennoch beorderte Asche auch den grünen Shooting-Star Krista Sager zum Tête-à-tête. „Sympathisch, aber noch nicht ganz reif zum Regieren“, lautet das Urteil. Krista Sager dagegen machte einen „Konservativen“ aus, „der von den neuen Trends in der wirtschaftspolitischen Diskussion noch nichts mitbekommen hat“. Wohl wahr: Asches Credo stammt aus der Betonzeit des Wirtschaftswunders: Großprojekte, High-Tech, Autobahnspuren für seine Holstenlaster und sonst gar nichts – ein Konservatismus, über den selbst Mitarbeiter im eigenen Hause gelegentlich spotten. Mit Klaus Asche erklimmt ein pragmatischer Wirtschaftskonservativer den BDI-Chefsessel, der die Politik auch nach dem 16. Oktober nachdrücklich auf ihre dienende Rolle und altbackene Koalitionskonstellationen einschwören wird. Florian Marten
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