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■ Das PortraitJutta Oesterle-Schwerin

Bonn (taz) – Sie selbst beschreibt sich als „unangepaßt und ziemlich furchtlos“. Und vor allem: „parteilos, aber parteilich für Frauen“. Da holpert's in der Metaphorik, wenn Jutta Oesterle-Schwerin auf Plakaten und in Anzeigen um die Gunst der Erststimme wirbt. Oesterle- Schwerin, 53, ist Bundestags- Direktkandidatin im Wahlkreis Bonn und eine von insgesamt fünf Frauen, die als Parteilose direkt kandidieren – „für Fraueninteressen“ und mit der Absicht, danach eine „feministische Frauenpartei“ zu gründen.

Schon konkreter ist da Jutta Oesterle-Schwerins Wahlprogramm: Bestrafung von Vergewaltigung in der Ehe, ersatzlose Streichung des Paragraphen 218, Anerkennung der lesbischen Lebensweise, Einrichtung von Nachttaxis, Verbot von Darstellungen nackter Frauenkörper als verkaufsfördernder Blickfang – ein feministisches Potpourri. Aber leicht zu konsumieren war Oesterle-Schwerin noch nie. Schon bei den Grünen, bei denen sie so ziemlich von Anfang an mitmischte, ab 1987 im Bundestag, war sie als Feministin und Lesbe ziemlich sperrig. Nachdem die Partei bei der Wahl 1990 die Fünfprozenthürde verfehlte, arbeitete sie als Mitarbeiterin bei der Bündnisgrünen Christina Schenk. Im Februar dieses Jahres trat sie unter großem Getöse bei den Grünen aus. Daß sie bei der Aufstellung der NRW-Landesliste in drei Wahlgängen hintereinander durchfiel, war für sie Anlaß, „beleidigt“, wie sie selbst sagt, der Partei den Rücken zu kehren. Der Anlaß kam ihr wahrscheinlich nicht ungelegen. Denn schon im Vorfeld mußte ihr bewußt gewesen sein, daß sie sich mit ihrer, manche sagen: verbissenen Art, radikal-feministische Politik zu betreiben, bei den Grünen ins Aus bugsiert hat. „In geschlechtergemischten Parteien ist keine femistische Politik möglich“, ist ihre Sicht der Dinge. Auch oder gerade bei den Grünen, „wo Frauenpolitik Nebensache“ ist. Zuletzt engagierte sie sich in der Vorbereitung des Frauenstreiktages am 8. März. Der war dann auch Geburtsstunde für die Idee, als Parteilose direkt für den Bundestag zu kandidieren, als „Testlauf“ und mit der Perspektive Frauenpartei. Sie kandidiert auch ohne ChanceFoto: Rainer Steußloff/Joker

An den Erfolg, also den Einzug in den Bundestag, glaubt sie selbst nicht, eine sehr realistische Einschätzung. Zumal im linken Spektrum noch weitere drei KandidatInnen um die Erststimme werben, und das im stockkonservativen Bonn. M. Schönecker

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