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■ Das PortraitDer Loser

Peter Wagner nicht zu kennen ist keine Bildungslücke. Ob es sich lohnt, sich den Namen des CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Brandenburg lange zu merken? Wohl kaum. Daß er an diesem Sonntag der Loser sein wird, wußte der 47jährige Kinderarzt vermutlich bereits im März, als er sich von seiner Partei breitschlagen ließ, den Ministerpräsidenten Manfred Stolpe herauszufordern. Im Bonner Konrad-Adenauer-Haus wird noch eifrig die Parole ausgegeben, Wahlziel der CDU sei die „Ablösung Stolpes“, aber Peter Wagner hat bereits bescheidenere Ziele. Er wolle „das Ergebnis von 1990 annähernd wiedererreichen“, erklärte er. Doch allein das wäre ein Erfolg, denn bei den Kommunalwahlen vor zehn Monaten lag die CDU mit 20,2 Prozent noch hinter der PDS auf Platz drei. Natürlich hat Peter Wagner auch ein Programm, doch das ist ziemlich allgemein und ziemlich phantasielos. Der Kandidat will zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen, ein Wohnungsbauprogramm entwickeln und die Polizei besser ausrüsten. In Brandenburg zögen wahrlich paradiesische Verhältnisse ein, gelänge es Ex-Blockflöte Wagner, sein Versprechen einzulösen und in den kommenden zehn Jahren 400.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Offiziell aber suchen in Brandenburg nur 170.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Fast 90 Prozent der Brandenburger kennen ihn nicht, und in der Rangliste der beliebtesten Politiker des Bundeslandes rangiert er unterhalb der Nachweisgrenze. Den Eindruck, er wolle wirklich die Macht übernehmen, erweckt Peter Wagner zu keinem Zeitpunkt.

Peter Wagner, der Kandidat Foto: Andreas Schoelzel

Zaghaft hat der CDU- Spitzenkandidat jetzt zumindest seine Ansprüche auf den Fraktions- und Landesvorsitz abgemeldet. Zwei Fraktions- und zwei Landesvorsitzende hat die brandenburgische CDU in den letzten vier Jahren verschlissen, aber Peter Wagner macht nicht den Eindruck, er könne das bieten, was die desolate brandenburgische CDU so sehnsüchtig vermißt: Führung. „Es entspricht meinem Naturell, etwas zurückhaltend zu sein“, umschreibt Wagner seine zahnlose Blässe. Das Kämpfen hat er aufgegeben, bevor es richtig losging. In der letzten Woche absolviert er nur zwei öffentliche Auftritte und arbeitet weiterhin halbtags in seiner Kinderarztpraxis. Für den „Vertragsamateur“ hat Stolpe nur ein mildes Lächeln übrig. „Wenn er noch ein bißchen übt“, könne er sicher mal eine passabler Ministerpräsident werden. Christoph Seils

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