■ Das Portrait: Jacob Haugaard
Sein Programm war unzusammenhängend, aber erfolgreich. Neben all den langeweilig-grauen ParteipolitikerInnen wählten die DänInnen, genauer gesagt: die EinwohnerInnen der Universitätsstadt Arhus, am Sonntag einen speziellen Kandidaten in das neue Folketing: den als Einzelgänger angetretenen Jacob Haugaard. Er hatte sich schon öfters bemüht, ohne eine Parteiliste in das Dänemarks wahrer WahlsiegerFoto: Reuter
Parlament zu kommen. Diesmal hatte er jedoch gedroht, es nie mehr zu versuchen, wenn seine Anhängerschaft nicht groß genug für ein Einzelmandat werde. Dafür brauchte er runde 20.000 Stimmen. War es die Angst, auf ihn verzichten zu müssen, oder war endlich die Zeit reif: diesmal reichte es. Grundprinzip Haugaardscher Politik: „Warum die Hände in der Sonne gebrauchen, wenn's auch mit Hirn im Schatten geht.“
Der Musikfreak mit einer Vorliebe für grelle Krawatten, der seine Wahlveranstaltungen meist im Bierzelt oder in feuchtfröhlichen Kneipenrunden veranstaltete und seine Anhängerschaft mit einem Abschlußlied auf der selbstgebastelten Spaten-Gitarre erfreute, erzielte ein Medienecho wie kein anderer Kandidat. „Mit mir im Folketing ist's Schluß mit der Langeweile“, kündigte er nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses an. Daß er als Einzelkämpfer alle Weltprobleme lösen kann, glaubt er nicht, aber die wichtigsten will das „bewußt arbeitsscheue Element“, so die eigene Kurzcharakteristik, schon angehen. „Verbot der Kassenschlangen in den Supermärkten!“ lautet der Kernpunkt seines Wirtschaftsprogramms: „Bis die Frauen an der Kasse angekommen sind, haben sie für Tausende Kronen zuviel überflüssige Waren eingekauft. Deshalb läßt sich über die Kassenschlangen das Grundübel unserer Überflußgesellschaft regeln.“
Äußerst populär im fahrradfreudigen Dänemark ist seine Forderung nach „sofortiger Einführung dauernden Rückenwinds auf allen Radwegen“. Gespannt wartet Jacob Haugaard bereits, wie das Verkehrsministerium seinen bereits formulierten Gesetzesvorschlag handhaben wird. Und nicht nur auf die dänische Armee, sondern auf weltweit alle Soldaten zielt ein Vorschlag für einen neuen Bestandteil der Grundausstattung der Graugrünberockten: „Nutella in den Tornister! Wenn es an die Tarnbemalung geht, schmiert sich der moderne Soldat die Nußcreme ins Gesicht. Nicht nur als perfekte Tarnung, sondern auch im Zeichen der Liebe: der feindliche Soldat wird ihm das Gesicht abschlecken, und alle Kriege gehören der Vergangenheit an.“ Reinhard Wolff
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen