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■ Das PortraitNachschon Wachsman

Zehntausende beteten am Donnerstag abend an der Klagemauer für die heile Rückkehr des jungen Soldaten Nachschon Wachsman, den seine Entführer mit dem Tode bedroht haben. Sprecher der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas hatten eine Frist bis gestern abend 21 Uhr gesetzt. Der 19jährige ist der dritte von sieben Söhnen des Ehepaars Esther und Jehuda Wachsman. Erst kurz vor Antritt seines Militärdienstes hatte er die Studien an einer orthodox-religiösen Mittelschule beendet.

Er ist „zwar klein, aber stark und lebenslustig“, sagen seine Brüder. Sein Traum war stets, in einer Kampfeinheit zu dienen, und er kam dann auch zur „Golani“-Elite-Einheit. Einen Teil seines Militärdienstes absolvierte er im südlichen Libanon.

Seine Freunde unter den Mitschülern waren es, die als erste unruhig wurden, als Nachschon am Sonntag nicht wieder auftauchte, und sich auf die Suche machten.

Nachschons Mutter ist Englischlehrerin. Der Vater Jehuda, ein pensionierter Lehrer, beschäftigt sich gegenwärtig mit Wohnungsvermittlung. Er stammt aus Rumänien, überlebte den Holocaust im Ghetto und übersiedelte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel.

Von Hamas entführter israelischer Soldat Foto:Reuter

Chaim (23) und Chezi (20), die beiden älteren Brüder, absolvierten beide besondere orthodox-religiöse Seminare, die die Schüler auch auf ihren Militärdienst vorbereiten. Wie Nachschon dienten sie in der „Golani“-Brigade. Ein jüngerer Bruder Zachi (18) befindet sich gegenwärtig in paramilitärischer Ausbildung in einer Siedlung am Westufer.

Frau Wachsman und ihre Söhne haben sowohl die israelische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. So versammelten sich im Haus seiner Eltern zahlreiche besorgte Bekannte der Familie und die neugierigen Vertreter der Medien, hohe israelische Offiziere und amerikanische Beamte. Zuerst appellierten die Eltern an das Gewissen und die religiösen Gefühle seiner islamistischen Entführer, dann bot der verzweifelte Vater die Bezahlung von Lösegeld an.

Die Mutter richtete einen Hilfsappell an die Regierung von Präsident Bill Clinton und forderte am Freitag die israelischen Behörden auf, mit Hamas zu verhandeln. Das hat die israelische Regierung bisher strikt abgelehnt, weil „Gespräche mit Terroristen prinzipiell nicht in Frage kommen“. Amos Wollin

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