■ Das Portrait: Matti Peled
In Anwesenheit zahlreicher Freunde und Kampfgefährten fand gestern im Kibbuz Nachschon bei Jerusalem die Beerdigung des am Freitag verstorbenen Vorkämpfers für einen gerechten Frieden im Nahen Osten, General d.R. Dr. Matti Peled, statt.
Mattitjahu (Matti) Peled wurde 1923 in Palästina geboren. Mit 16 wurde er Mitglied der jüdischen Miliz „Hagana“ und diente in der Eliteeinheit „Palmach“. Während des Unabhängigkeitskriegs von 1948 wurde Peled schwer verletzt, entschied sich jedoch, Berufssoldat zu bleiben. Nach dem Sinai-Feldzug 1956 wurde er zum Militärgouverneur des damals erstmalig von Israel besetzten Gaza-Streifens ernannt; acht Jahre später zum Generalmajor und Stabsoffizier für militärische Logistik. Als General nahm er auch am Sechstagekrieg 1967 teil und verlangte nach dessen Ende, „daß Israel den Palästinensern jetzt hilft, ihren eigenen Staat zu gründen“.
1968 verließ Peled die Armee, um sein Studium arabischer Literatur und Dichtung zu beenden. Nach seiner Promotion unterrichtete er an der Universität von Tel Aviv und wurde dort Leiter der Abteilung für arabische Sprache und Literatur.
Ungewöhnlicher General Foto: Ullstein-Bilderdienst
Zwischen 1977 und 1982 war Peled Mitglied der „Scheli-Partei für Frieden und Gleichheit“. Nach deren Auflösung begründete er die jüdisch-arabische „Progressive Liste für Frieden“ und wurde 1984 als deren Kandidat zusammen mit dem Rechtsanwalt Mohamed Miari in die Knesset gewählt.
Peled war einer der wenigen Israeli, die schon vor 20 Jahren für einen Dialog mit der PLO einstanden. 1983 traf er sich mit Jassir Arafat in Tunis. In den letzten Jahren gehörte Peled zu den Führern des „Friedensblocks“, einer aus dem Protest gegen die Deportation von 415 Palästinensern Ende 1992 hervorgegangenen Gruppe. In Artikeln und Interviews protestierte Peled gegen Rabins Pervertierung des Friedensprozesses mit den Palästinensern.
Die für einen israelischen General so ungewöhnliche Entwicklung zum Friedensaktivisten war nicht leicht. Angesichts der neuen Veränderungen erscheinen die Konflikte, Widersprüche und Lasten eines gegen den nationalen Konsens geführten Lebens heute schon als „überholt“. Doch für die Kampf- und Leidensgefährten, die Matti Peled gestern auf seinem letzten Weg begleiteten, ist diese Vergangenheit noch lebendig – auch weil sie wissen, daß es noch viel zu tun gibt, bis die gemeinsamen Ziele endlich Wirklichkeit werden. Amos Wollin
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