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Das PortraitAnti-Atom-Skipper

■ David McTaggart

Berlin (taz) – Am Wochenende tauchte er überraschend da wieder auf, wo seine Karriere bei Greenpeace 1972 begonnen hatte: vor dem französischen Atomtestgebiet auf dem Moruroa-Atoll. David McTaggart, Ehrenpräsident von Greenpeace International, war bis 1991 Chef der internationalen Umweltorganisation.

Schon 1969 hatten im kanadischen Vancouver ein paar peace-and-love-bewegte Umweltschützer eine Organisation gegründet mit dem Ziel, US-Atomtests im Pazifik zu verhindern. Zuerst firmierten sie unter dem Namen „Don't Make a Wave Committee“, seit 1970 als Greenpeace. 1972 wurde neben den Walfängern die Atommacht Frankreich zum Hauptgegner. Per Zeitungsanzeige suchte die kanadische Organisation Freiwillige für einen Törn vor Moruroa, um dort französische Atomtests zu verhindern – ein idealer Job für McTaggart, damals Yachtbesitzer mit viel Zeit und Kenner der pazifischen Inselwelt.

Der 1932 geborene Sohn eines schottischen Versicherungsmaklers war erst Holzfäller, dann Badminton-Meister und schließlich, in den 50er Jahren, Baulöwe in Kalifornien gewesen. Doch dann hatte er sich ruiniert und sich zum Segeln in den Pazifik zurückgezogen.

Die französische Marine griff ihn mehrmals brutal an und schlug ihn 1973 zusammen. Fotos gingen um die Welt, ein Proteststurm machte McTaggart und Greenpeace (in dieser Reihenfolge) berühmt, und Frankreich stellte damals zumindest die oberirdischen Tests ein.

David McTaggart – Ex- Greenpeace-Chef und Skipper in französischen Atomtestgebieten Foto: Reuter

Ab 1977 begann McTaggart, sich in Europa festzusetzen. Die Verschuldung und strategische Schwäche der kanadischen Mutterorganisation ausnutzend, etablierte er in Amsterdam eine internationale Greenpeace-Dachorganisation, deren erster Präsident er wurde.

Mit McTaggart wendete sich Greenpeace von einer leicht esoterisch angehauchten Freak-Truppe zu dem heutigen professionellen Apparat. Wissenschaftler wurden eingestellt, und zugleich nützte der Meister der Selbstinszenierung die dramatischen Aktionen auf den Meeren und in luftiger Höhe auf Fabrikschornsteinen, um die Organisation immer noch populärer zu machen.

1991 trat er zurück. Er sei müde, hörte man aus seinem Umfeld. Bis vergangene Woche war er zurückgezogen in seinem italienischen Landgut geblieben. Nicola Liebert

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