Das Portrait: Der Foltergeneral
■ Betr.: Enrique Rodriguez Galindo
ETA-Jäger im schmutzigen Krieg: Enrique Rodriguez Galindo Foto: taz-Archiv
Bis zur letzten Kabinettssitzung vor der Sommerpause am vergangenen Freitag hatte Enrique Rodriguez Galindo warten müssen, dann erfuhr die Laufbahn des spanischen Obersten der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia civil ihren bisherigen Höhepunkt: Der Mann wurde zum General ernannt und wird fortan eine Beraterstelle im Innenministerium einnehmen. Das Besondere: Er ist ein Folterer.
Der 56jährige Sohn eines Guardia-civil-Angehörigen kam 1969 als Verkehrspolizist ins Baskenland. 1980 wurde er nach Intxaurrondo, einem Stadtteil des baskischen San Sebastián, versetzt, wo er fünf Jahre später zum Oberbefehlshaber der 2.000 Guardias ernannt wurde. Alle Fäden der Terrorismusbekämpfung liefen von nun an bei ihm zusammen.
Über 500 Verhaftungen von ETA-Mitgliedern – darunter die gesamte ETA-Führung im März 1992 – gehen auf Galindos Konto, lobt Regierungssprecher Pérez Rubalcaba. Wohlweislich verschweigt er Galindos Erfolgsrezept. Über 1.000 Folteranzeigen liegen gegen die Beamten von Intxaurrondo vor. Bei den Prozessen stellte sich Galindo immer schützend vor seine Untergebenen. Seit vergangenen März die Leichen der zwei mutmaßlichen ETA-Mitglieder José Ignacio Lasa und José Antonio Zabala im südspanischen Alicante gefunden wurden, ermitteln die Gerichte gegen „den besten Mann“ in Zusammenhang mit dem schmutzigen Krieg der GAL.
Lasa und Zabala waren am 16. Oktober 1983 in Bayonne spurlos verschwunden. Am 20. Januar bekannte sich die „Antiterroristische Befreiungsgruppe“ (GAL) zu der Tat. Die beiden waren nach langen Folterungen in einem Gebäude des Innenministeriums in San Sebastián erschossen worden. Galindo hatte sie zuvor höchstpersönlich verhört, so ein Informant gegenüber der Tageszeitung El Mundo.
Bereits 1989 tauchten die ersten Flecken auf der ordengeschmückten Weste des „vorbildlichen Beamten“ Enrique Rodriguez Galindo auf. Luis Navajas, Oberstaatsanwalt in San Sebastián, ermittelte gegen Galindo und seine Mannschaft wegen Schmuggels, Drogenhandels und bewaffneter Überfälle. Doch die Beschuldigten hatten einen Schutzengel: Der „Navajas-Bericht“ verschwand spurlos aus dem Archiv der Madrider Generalstaatsanwaltschaft. Bis heute ist er nicht wieder aufgetaucht. Reiner Wandler, Madrid
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