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Das PortraitMoruroa- Protestantin

■ Margot Wallström

Schweden schickt eine leibhaftige Ministerin zum Anti- Atombomben-Protest nach Polynesien. Kulturministerin Margot Wallström wird vom 30. August zum 4. September die Unterstützung für die Pazifik-Bevölkerung vor Ort deutlich machen.

Vor elf Jahren, damals noch aktives Greenpeace- Mitglied, sollte sie schon einmal bei einer Protestaktion gegen Atomtests dabeisein. Noch bevor sie an Bord der „Rainbow Warrier“ gehen konnte, wurde diese von französischen Agenten in die Luft gesprengt. „Ich habe Erfahrung mit dem, was Greenpeace im Stillen Ozean getan hat, und habe den allergrößten Respekt davor“, sagt Wallström.

Die vierzigjährige Modellschwedin – blond, selbstbewußt, sozialdemokratisch – fällt auch ansonsten etwas aus dem üblichen ministeriellen Rahmen. Ministerpräsident Ingvar Carlsson bekam sie nur an seinen Kabinettstisch, weil er für sie das Kulturministerium in ihre Heimatstadt Karlstad verlegte. Margot Wallström wollte sich ihr Familienleben und den alltäglichen Kontakt zu ihren Kindern Erik und Viktor nicht durch ein Dasein als Wochenpendlerin nach Stockholm kaputt machen lassen. So wird in Schweden als vermutlich erstem Land der Modellversuch „Ministeriumssitz am MinsterInnenwohnsitz“ in der Praxis erMinisterin Margot WallströmFoto: taz-Archiv

probt. Und Margot Wallström ist überzeugt, daß angesichts der modernen Datentechnik solch flexible Ministerien die Zukunft für sich haben.

Margot Wallström hat nicht nur keine Bedenken, sich mit dem mächtigen EU- Partner Frankreich anzulegen – „wir müßten innerhalb der EU viel heftiger protestieren“ –, auch in ihrem Ressort scheute sie keines der bisherigen Tabuthemen. Vom Kampf gegen die stark monopolisierten Massenmedien des Landes bis zu einer kräftigen Umverteilung der Kulturgelder weg von der „Elitenkultur“ mit ihren undurchsichtigen Kulturstiftungen zu einer auf ein breiteres Publikum zielenden „kulturellen Offensive“.

Französischen Wein hat sie schon boykottiert, als davon noch niemand sprach. Angst vor französischer Einmischung in Schweden hat sie nicht. Antwort auf eine Journalistenfrage, was denn wäre, wenn ausländische MinisterInnen an Sitzblockaden gegen den Bau der Öresundbrücke teilnehmen würden: „Mein guter Mann, wir leben doch in einer Demokratie. Noch nicht gerafft?“ Reinhard Wolff

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