piwik no script img

■ Das PortraitKomet Hyakutake

Das Schauspiel wird sich in den nächsten Wochen allabendlich wiederholen: Hunderttausende werden den Blick gen Himmel richten, in der freudigen Erwartung, den „nur“ 15 Millionen Kilometer an der Erde vorbeiziehenden Kometen Hyakutake entdecken zu können. Als Himmelsspektakel des Jahres war der Komet angekündigt. Doch das Schauspiel war bisher für den Normalbürger, der nicht über ein leistungsstarkes Fernrohr verfügt, eher enttäuschend. Bis jetzt kann von einer leuchtenden Himmelserleuchtung nicht gesprochen werden.

Bis vor kurzem war über den Kometen, der mit einem Durchmesser von fünf Kilometern noch relativ klein ist, nichts bekannt. Erst am 31. Januar entdeckte Yuki Hyakutake, ein japanischer Hobby-Sternengucker, mit einem großen Fernrohr das Himmelsgestirn.

Noch gibt es viele Rätsel um die „schmutzigen Eisbälle“, die mehr oder weniger regelmäßig der Erde einen Besuch abstatten. Aus einer Wolke von 100 Milliarden bis einer Billion Eiskerne, weit ab von unserem Sonnensystem, werden die Kometen aus bisher noch nicht erklärbaren Gründen herausgeschleudert und auf die Reise geschickt. Nur wenige von ihnen gelangen unter den Einfluß unserer Sonne und umrunden sie in langestreckten Bahnen. Im Laufe der Jahrtausende werden die Bahnen dann durch die Anziehungskraft der Sonne immer enger, bis der Komet durch die immer wärmer werdende Sonnenstrahlung zu Gas verdampft.

Hyakutake am Himmel Foto: AP

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Kometen kommen aus der Zeit von Plato (438 bis 347 v. Chr.) Noch bis in unser Jahrhundert hinein galten die Kometenschweife als Boten des Unheils. Als im Jahre 1910 der Halleysche Komet seine Bahn um die Erde zog, versammelten sich viele Menschen in den Kirchen und beteten. Der Winterthurer Landbote meldete, daß „mehrere Personen aus Angst wahnsinnig wurden und sich selbstmordeten“.

Hyakutake wird bis April, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, am Sternenhimmel auszumachen sein und dann wieder in die Unendlichkeit des Alls verschwinden. Aber das nächste Himmelspektakel haben uns die Astronomen bereits angekündigt. Im Frühjahr nächsten Jahres wird dann Hale-Bopp wie eine Leuchtrakete seinen Schweif am Himmel hinter sich herziehen, versprechen sie uns. Genießen wir das Feuerwerk, der Himmel wird uns schon nicht auf den Kopf fallen. Wolfgang Löhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen