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Das PortraitPessoptimist

■ Emile Habibi

Der verstorbene israelisch- palästinensische Schriftsteller Emile Habibi Foto: Ch. Schulz/Paparazzi

Am vergangenen Freitag wurde der israelisch-palästinensische Schriftsteller Emile Habibi auf dem anglikanischen Friedhof von Haifa beerdigt. Der 74jährige war tags zuvor in Nazareth gestorben. Unter den zahlreichen Trauergästen und Rednern befand sich auch der im Exil lebende palästinensische Nationaldichter Mahmud Darwish.

Auf Habibis Wunsch brachte man am frischen Grab des in Haifa Geborenen und Tätigen ein Schild mit der Inschrift „In Haifa verblieben“ an. Damit sollte die Beharrlichkeit des palästinensischen Patrioten zum Ausdruck gebracht werden, der trotz aller Widrigkeiten an seiner Heimat festhielt. Gleichzeitig war er sein Leben lang ein Internationalist, dem es um Völkerverständigung und den Kampf gegen alle Formen der Unterdrückung von Minderheiten ging.

Seinen Traum, das friedliche, gleichberechtigte Zusammenleben der beiden Völker seines Landes, suchte er zuerst als Politiker und führendes Mitglied der Kommunistischen Partei (für die er auch elfmal in die Knesset gewählt wurde) zu verwirklichen. Nach Jahrzehnten parlamentarischer Tätigkeit dankte er schließlich ab, um sich der Publizistik, der Muse und seinem Hobby, dem Angeln, zu widmen.

Als Chefredakteur der in Haifa erscheinenden kommunistischen Tageszeitung al-Ittihad schrieb er beißend satirische Kommentare, meist unter dem Pseudonym J'oheina, die sich bei der Leserschaft großer Beliebtheit erfreuten.

Im letzten Abschnitt seines Lebens setzte sich der Schriftsteller in Emile Habibi immer stärker durch. Als Autor des vielübersetzten Buches „Pessoptimist“, der sich angesichts einer unterdrückenden Mehrheit und umgeben von Dummheit unter den eigenen Leuten kaum über Wasser halten kann, erlangte Habibi Weltberühmtheit. Der oft unbequeme Kritiker und Moralist wurde mit den höchsten israelischen und palästinensischen Literaturpreisen geehrt.

„Du bist ein fester Bestandteil der Geschichte dieses Landes, seiner Sprache und seiner Kultur. Du hast viel dazu beigetragen, um dieses heilige Land zur Heimat zweier Völker zu machen. Bis zu deinem Lebensende hast du das Wort verkündet: Der Frieden der Völker ist nur zu sichern, wenn den Völkern Gerechtigkeit zuteil wird“, sagte Habibis Freund Mahmud Darwish auf der Trauerfeier. Amos Wollin

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