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Das PortraitMandelas Geliebte

■ Graca Machel

Südafrikas erster schwarzer Präsident, Nelson Mandela, hat eine neue Liebe: Graca Machel. Beide haben sich jetzt offiziell dazu bekannt, ein Paar zu sein. Kleiner Schönheitsfehler: Die 50jährige Witwe des 1986 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Präsidenten von Mosambik will nicht wieder heiraten und verärgert damit Südafrikas Kirchenfürsten. Zwei Wochen im Monat will Machel künftig an Mandelas Seite verbringen. Erstmals händchenhaltend wurden beide im Juli in Paris gesehen. Den ersten öffentlichen Kuß beobachteten Reporter auf der Hochzeit von Mandelas simbabwischen Kollegen Robert Mugabe vor drei Wochen.

In Mandelas Afrikanischem Nationalkongreß (ANC) wird die Verbindung goutiert, denn Machel hat einen ähnlichen Hintergrund wie Mandela. Die Philologin war schon als junge Frau im Freiheitskampf in Mosambik aktiv. 1975 wurde sie Mitglied des Zentralkomitees der marxistisch orientierten Frelimo und Bildungsministerin in der Regierung unter Samora Machel, den sie wenig später heiratete. Bis 1989 blieb Machel Ministerin, dann quittierte sie das Amt desillusioniert. Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg war das Land zerstört, gab es keine Mittel für eine Verbesserung des Schulwesens. Seither engagiert sich Machel in verschiedenen NGOs und UNO-Organisationen für ein besseres Ausbildungssystem. Jahrzehntelang gab es enge Verbindungen zwischen den beiden Befreiungsbewegungen, und Frelimo unterstützte den ANC im Kampf gegen die Apartheid-Regierung. Als Zeichen des Danks übernahm ANC-Präsident Oliver Tambo nach Machels Tod die Patenschaft für dessen sieben Kinder, die Mandela nach seiner Freilassung 1990 erbte – damals begegneten sich die beiden zum erstenmal. In Mosambik ist Graca Machel geachtet. Ihre Unabhängigkeit aber will sie nicht aufgeben. „Ich gehöre zu Mosambik, und ich werde immer Samora Machels Frau bleiben“, erklärte sie kürzlich und machte damit vorerst alle Hoffnungen der Südafrikaner zunichte, Mandela zu heiraten. Dessen langjähriger Freund und Kritiker, der ehemalige Erzbischof der Anglikanischen Kirche, Desmond Tutu, nötigte ihm immerhin das Zugeständnis ab, das Thema „ernsthaft“ zu diskutieren. Freunde von Machel glauben, daß deren Willen damit erheblich unterschätzt wird. Kordula Doerfler

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