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Das PortraitMaltas Antieuropäer

■ Alfred Sant

Er schreibt Theaterstücke, Novellen und Kurzgeschichten. Doch zum Schreiben wird der 48jährige Physiker zukünftig nur wenig Zeit haben. Nach 16jähriger Regierungszeit der konservativen Nationalistischen Partei gewann Alfred Sants Labourpartei bei den maltesischen Parlamentswahlen am Wochenende 50,72 Prozent der Stimmen.

Als neuer Regierungschef will Sant den Ministaat im Mittelmeer zu neuen Ufern führen, und die liegen nicht in Westeuropa. Sant, der als Erster Sekretär der maltesischen EG-Vertretung von 1970 bis 1975 für die Beziehungen Maltas zur damaligen EG zuständig war, gewann die Wahl mit seinem Nein zu Europa und zur Annäherung an die Nato.

Unter seinem konservativen Vorgänger war Malta assoziiertes Mitglied der EU geworden, der Beitritt sollte noch vor dem Jahr 2000 erfolgen. In das Nato-Programm Partnerschaft für den Frieden war Malta vor einem Jahr eingestiegen.

Nach seinem Amt bei der EG konzentrierte sich Sant auf seine wissenschaftliche Arbeit. Unter anderem lehrte er an der Harvard- Universität in den USA. Die wirtschaftliche Zukunft seines Landes ließ er jedoch nie aus den Augen. So fungierte er von 1980 bis 1982 als stellvertretender Vorsitzender der Malta Development Corporation, zuständig für Industrie-Entwicklungsprogramme auf Malta und Förderung des Tourismus und der notwendigen Infrastruktur. Anschließend entwickelte er als Wirtschaftsberater Konzepte, um einheimische Firmen zu sanieren und ausländische nach Malta zu locken. Nebenbei arbeitete er beständig an seiner politischen Karriere.

Unter seiner Führung lockerte Labour die alten Bindungen zu den Gewerkschaften, entschärfte das traditionell schlechte Verhältnis zur Kirche. Der Sitz der Partei wurde aus der Arbeiterstadt Senglea in die Hauptstadt La Valletta verlegt, auf der Suche nach neuen Wählerschichten. Die erreichte Sant vor allem durch sein Versprechen, die von seinem konservativen Vorgänger Fenech Adami zur Angleichung an die EU eingeführte Mehrwertsteuer wieder abzuschaffen. Sants Antipathie gegen den EU-Beitritt begründet er vor allem mit den wirtschaftlichen Belastungen, die damit für die Malteser einhergingen. Zudem befürchtet er, Malta könne als südlichster Vorposten der Nato seine Neutralität verlieren. Ute Becker

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