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Das PortraitDer Yankee vom Dienst

■ Bill Richardson

Er komme halt gut mit Despoten und Diktatoren zurecht, sagt Barbara Richardson, wenn man sie nach dem Talent ihres Mannes fragt. Bill Richardson, 49jähriger Kongreßabgeordneter aus dem Bundesstaat New Mexico, hat sich in den letzten Jahren einen außerordentlichen Ruf als Krisendiplomat erarbeitet. Mit Nordkoreas Regierung verhandelte er erfolgreich über die Freilassung eines abgeschossenen US-Hubschrauberpiloten und eines leicht verwirrten US-Studenten, der betrunken durch einen Grenzfluß geschwommen und als Spion verhaftet worden war. Birmas Militärs nötigte er das Zugeständnis ab, den Hausarrest für die Trägerin des Friedensnobelpreises, Aung San Suu Kyi, aufzuheben. Saddam Hussein überredete er im Sommer 1995 zur Freilassung von zwei an der Grenze zu Kuwait aufgeschnappten Mitarbeitern US- amerikanischer Rüstungsfirmen. Und letzte Woche knabberte er mit einem sudanesischen Rebellenführer geröstetes Ziegenfleisch mit Okrasoße – und handelte ihm die Freilassung von drei Rotkreuzmitarbeitern ab.

Sein Erfolgsgeheimnis? „Immer kleine Geschenke dabeihaben und Respekt zeigen.“ Das sind zwei hervorragende Voraussetzungen für seinen neuen Job als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen.

Dort haben die USA inzwischen so viel Porzellan zerschlagen, daß es schon knirscht, wenn man die Lobby im New Yorker Hauptquartier betritt. Bill Richardson muß nun versuchen, die Gesprächsatmosphäre wieder etwas aufzuwärmen. Als Sohn eines US- amerikanischen Vaters und einer mexikanischen Mutter in Mexiko-Stadt aufgewachsen, gilt er nicht als der typische polternde Yankee. In seinen 18 Jahren Kongreßerfahrung wandte er sich gegen Anti-Einwanderungs-Gesetze und befürwortete das Nafta-Freihandelsabkommen mit Mexiko. Die Umgangsformen des Demokraten gelten als ausgemacht höflich, was ihn drastisch von Richard Holbrooke unterscheidet, dem Architekten des Friedensabkommens von Dayton, der ebenfalls für den UNO-Posten im Gespräch war. Mit dem neuen UNO- Generalsekretär Kofi Annan muß er sich nun über UNO- Reformen, die Zukunft von Friedensmissionen sowie den Schuldenberg der USA bei der Weltorganisation auseinandersetzen. Kleine Geschenke werden da nicht reichen. Andrea Böhm

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