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Das PortraitFujimoris Rivale in Guerilla-Geiselhaft

■ Francisco Tudela

Schon seit über drei Wochen hat der peruanische Außenminister Francisco Tudela als Geisel der MRTA- Guerilla sein komfortables Dienstzimmer gezwungenermaßen mit der Residenz des japanischen Botschafters in Lima tauschen müssen. Tudela ist der einzige Minister im Kabinett von Präsident Alberto Fujimori, der kein reiner Befehlsempfänger des allmächtigen Präsidenten ist. Schon in den ersten Tagen seiner Gefangenschaft setzte sich Tudela als Geisel für Verhandlungen zwischen Regierung und Rebellen ein. Einem Radiosender sagte er: „Wir wollen, daß die Regierung die von der MRTA unterbreiteten Punkte prüft.“

Diese lasche Linie seines Außenministers ging Fujimori gegen den Strich. Denn wenn Tudela die Residenz lebend wieder verläßt, kann er Fujimori durchaus gefährlich werden. Vor knapp vier Monaten kamen Gerüchte auf, Tudela wolle im Jahr 2000 zu den Präsidentschaftswahlen antreten. Der vermeintliche Kandidat beeilte sich, die Gerüchte zu dementieren, weil er wußte, daß ihn die Ankündigung einer Kandidatur den Ministerposten kosten würde.

Seit rund einem Jahr ist Tudela als Außenminister im Amt. Zuvor lehrte er an der katholischen Universität von Lima internationale Beziehungen und sprach Kommentare im Fernsehen. Sein Professorentitel hat ihm dabei geholfen, sich das Image eines Experten zuzulegen, dessen politische Richtung keine Rolle spielt. Doch schon während seiner Studentenzeit an der katholischen Universität war er Wortführer ultrakonservativer Studentengruppen. Der Opus-Dei-Freund tauschte 1992 den Lehrstuhl mit der praktischen Politik: Während des Selbstputsches von Fujimori, bei dem der Präsident das Parlament auflöste, gehörte Tudela zu einer Gruppe von Konservativen ohne Parteibuch, die den Präsidenten uneingeschränkt unterstützten.

Tudela kommt aus einem mächtigen und streng religiösen Elternhaus. Sein Vater war Botschafter und sein Großvater sogar kurze Zeit Außenminister. Es wird vermutet, daß Fujimori den Bischof Cipriani nicht zuletzt deshalb zu Verhandlungen mit der MRTA in die Residenz schickte, um über ihn Druck auf Tudela auszuüben. Tudelas Erklärungen sind seither deutlich schwächer geworden. Fujimori hat seinen Außenminister wieder ruhiggestellt. Ingo Malcher, Lima

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