Das Portrait: Von Anfang an im Wendland dabei
■ Adi Lambke
Polizisten in voller Montur schlagen die Scheiben seines Treckers kaputt, dann dreschen sie auf den Mann ein. Zerren ihn aus der Fahrerkabine, mit dem Kopf zuerst. Einen Moment lang hat Adi Lambke eine Eisenstange in der Hand und will sich wehren. Später gibt er Interviews, mit Platz- und Schnittwunden im Gesicht.
Die Bilder flimmern am 7.Mai letzten Jahres über die Bildschirme; der Überfall macht Adi Lambke, den Bauer aus Jameln, republikweit bekannt. Mit seinem Trecker hatte er sich vor DemonstrantInnen gestellt, die den noch unbeladenen Transporter auf dem Weg zum Bahnhof Dannenberg blockierten.
Im Wendland ist Lambke seit zwanzig Jahren bekannt. Auf dem Hof in Jameln ist er geboren, in den letzten Jahren stellte er den Betrieb auf artgerechte Schweinehaltung um. Der heute 66jährige gründete die „Bäuerliche Notgemeinschaft“ mit, saß als grüner Abgeordneter mit Marianne Fritzen im Kreistag, fuhr x-mal zum Protest nach Hannover – anfangs gegen Albrecht, später gegen Schröder, immer mit dem Traktor. Im Mai 1980 trank er in der Freien Republik Wendland mit den BesetzerInnen französischen Landwein, „der gehört heute noch zu meinen Lieblingsgetränken“. Gerhard Schröder, damals noch Anwalt und Atomkraftgegner, verteidigte Lambke im selben Jahr gegen den Vorwurf, er habe einen Polizisten mit Gülle überschüttet. „Nur drei Tropfen“, sagt Adi Lambke. Das Verfahren wurde eingestellt.
Nach dem ersten Castor- Transport 1995 rief Lambke in einer Protestrede in Hannover, er werde Schröder zum „Ehrenbauern“ erklären, „wenn er sich beim nächsten Castor in die erste Reihe setzt und von der eigenen Polizei verprügeln läßt“. Es kam anders: Schröder ließ Lambke verprügeln. Die anschließende Solidaritätswelle brachte der „Bäuerlichen Notgemeinschaft“, so Lambke, „immerhin ein paar Mark fuffzig ein“. Und ihm selbst eine erneute Klage: wegen Widerstands.
Und beim dritten Castor? Sonntag wird Adi Lambke bei der „Stunkparade“ der wendländischen Bauern dabeisein, sein Sohn wird mit Familie aus Mannheim anreisen, und alle werden wohl wieder viel im Landkreis unterwegs sein. Was er machen wird? „Einen guten Eindruck“, sagt Adi Lambke. Bettina Markmeyer
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