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Das PortraitDer Mann hinter Tung Che-hwa

■ Henry Fok

In der neuen chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong sind gestern die ersten zwölf Orden vergeben worden. Die „Große Bauhinia-Medaille“, benannt nach der Orchideenblüte im neuen Wappen, wird für die Stärkung der „Liebe zum chinesischen Vaterland“ verliehen. Der höchste Orden wurde vom frisch vereidigten Regierungschef vergeben. Henry Fok zählt zu den ersten Empfängern. Er hat sich nicht nur um China verdient gemacht, sondern auch Tung Che-hwa als neuen Regierungschef vorgeschlagen. Es ist also nur recht und billig, wenn Tung sich jetzt erkenntlich zeigt. Doch Fok wäre kein Tycoon geworden, hätte er dabei nicht in erster Linie an sich gedacht.

Für den 74jährigen Fok zahlte sich die Vaterlandsliebe aus. In den 50er Jahren soll der gebürtige Hongkonger seine ersten Millionen gemacht haben, als er während des Koreakrieges das UN- Wirtschaftsembargo gegen China unterlief und die Volksrepublik mit wichtigen Gütern versorgte. Peking zeigte sich erkenntlich und gab ihm eine Lizenz für Sand. Den verschiffte der daraufhin als „Sandmann“ bezeichnte Fok von Südchina nach Hongkong. Dort verdiente er kräftig am Bauboom und stieg ins Immobiliengeschäft ein. Seit 1962 ist er zugleich an den Spielcasinos im benachbarten Macau beteiligt.

Heute wird Foks Vermögen auf 2,5 Milliarden US- Dollar geschätzt. Eine kürzlich veröffentlichte Hitliste plazierte ihn auf Platz 38 von Asiens Superreichen, in Hongkong hält er Platz 8. Gäbe es eine Milliardärs-Hitliste in der Reihenfolge ihres politischen Einflusses, stünde Fok im neuen Hongkong an erster oder zweiter Stelle. Als Vertrauter der chinesischen Führung diente er in sämtlichen Gremien der Volksrepublik China, zu denen Bürger Hongkongs schon zu britischen Zeiten Zutritt hatten.

Mitte der 80er Jahre fädelte Fok für den von der Pleite bedrohten damaligen Großreeder Tung Che-hwa einen 120-Millionen-US- Dollar-Kredit ein, dessen Mittel zum Großteil aus der Volksrepublik stammten. Heute ist Tung als Hongkongs Regierungschef nicht nur China, sondern auch seinem Retter Henry Fok verpflichtet. Der bekleidet zwar kein offizielles Amt und nutzt seine Macht lieber im Hintergrund. Dafür gehört dem Königsmacher Fok auch das Haus, in dem Tung residiert. Sven Hansen

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