Das Portrait: Der richtige Mann für Hun Sen
■ Ung Huot
„Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit im richtigen Amt am richtigen Platz“, sagte ein Parteikollege neulich in Phnom Penh. Der so heiß gepriesene Ung Huot soll in den nächsten Tagen „Erster Ministerpräsident“ Kambodschas werden. Er wird damit den demokratisch gewählten Prinzen Norodom Ranariddh ersetzen, der am 5. Juli aus seinem Amt geputscht wurde und seitdem mit geflüchteten Mitgliedern seiner Funcinpec-Partei für die Rückkehr an die Macht kämpft.
Ung Huot, bislang Außenminister und langjähriger Mitarbeiter des Prinzen, war zur Zeit des Staatsstreichs auf Dienstreise in Paris. Er kehrte in seine Heimat zurück – bereit, sich mit dem Sieger des Machtkampfes, dem „Zweiten Premier“ Hun Sen, zu arrangieren. „Unglücklicherweise haben wir eine bedauerliche Situation in Kambodscha, aber wir sollten nicht zurückblicken, sondern nach vorn“, sagte Ung Huot nach seiner Ankunft.
Das US-Außenministerium erkannte seine Nominierung allerdings nicht an: Sie sei nicht demokratisch zustande gekommen. Für Hun Sen ist ein Kopremier Ung Huot geradezu ein Glücksfall: Huot gilt als jemand, der nicht besonders eigenwillig ist und sich leicht unterordnen wird.
In der Region ist der 52jährige gut bekannt: Er hat in den letzten Monaten mit den Regierungen des südostasiatischen Staatenverbandes Asean verhandelt und studierte früher an derselben Universität wie der australische Premierminister Betriebswirtschaft. 20 Jahre hatte er im australischen Exil verbracht, als er zur Zeit der Pariser Friedensverträge 1991 erstmals wieder nach Kambodscha zurückkehrte.
Schnell stieg er in der Hierarchie der Funcinpec auf, die in den 80er Jahren mit den Roten Khmer gegen die von Vietnam eingesetzte Regierung Hun Sens kämpfte. 1993 war er Spitzenkandidat seiner Partei bei den Wahlen, die zum Sieg der Funcinpec über Hun Sens Kambodschanische Volkspartei führten. In der neuen Koalitionsregierung wurde er zunächst Minister für Post und Telekommunikation, dann für Bildung und Jugend und 1994 Außenminister.
Jetzt gehe es darum, „Demokratie und Pluralismus“ zu wahren sowie im nächsten Jahr Wahlen zu organisieren, erklärte Ung Huot. Mit ihm könnte Hun Sens Kalkül aufgehen, eine Diktatur mit legalem Mäntelchen zu errichten. Jutta Lietsch
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