Das Portrait: Polizeichef mit grünem Parteibuch
■ Hubert Wimber
Der neue Chef fährt heute mit dem Fahrrad vor – ohne Blaulicht. Hubert Wimber, neuer Polizeichef in Münster mit Ohrring und grünem Parteibuch, weiß, daß ihn längst nicht alle mit offenen Armen empfangen werden. Schon im Vorfeld hatte die CDU im Polizeibeirat gegen seine Berufung zum Polizeipräsidenten gemosert. Doch Wimber ist entschlossen, sich durch „kompetente Arbeit die vielleicht noch fehlende Akzeptanz zu erwerben“.
Polizeipräsidenten sind in NRW politische Beamte, die von der Düsseldorfer Landesregierung berufen werden. In der sitzen seit gut zwei Jahren in einer Koalition mit der SPD die Bündnisgrünen. Sie verschafften ihrem Kandidaten nach Gesprächen mit Innenminister Franz-Josef Kniola (SPD) den Job.
Ein klassischer Polizei- und Sicherheitsexperte ist der diplomierte Sozialwirt gewiß nicht, aber er kennt den Polizeidienst von innen. Seit 1995 war er Abteilungsleiter für Verwaltungsfragen und Logistik beim Polizeipräsidium in Recklinghausen und zugleich stellvertretender Polizeipräsident. Davor beschäftigte er sich in verschiedenen Landesbehörden vor allem mit Naturschutzfragen. An seinem neuen Platz will er nun die Polizeiarbeit bürgernäher und effizienter gestalten.
Eine Bewährungsprobe steht ihm möglicherweise bald ins Haus. Sollte Bundesumweltministerin Angela Merkel tatsächlich die nächsten Castor-Transporte ins münsterländische Zwischenlager nach Ahaus dirigieren, dann wäre der Atomkraftgegner Wimber für die polizeiliche Sicherung der Transporte verantwortlich.
Er sei, sagt er, „zutiefst der Auffassung, daß es in unserem Staat wichtigere Dinge zu sichern gibt als Castor- Transporte“, aber im Zweifelsfall werde er alles dafür tun, „eine für das Wohl der Allgemeinheit verträgliche Abwicklung dieses Transportes zu gewährleisten“. Im übrigen bekundete Wimber Respekt für den „friedlichen Widerstand, der bewirkt, daß allein wegen der hohen Kosten die Sache in Frage gestellt wird“.
Ob solche Töne aus der Polizeichefetage im rot-grün regierten Münster ankommen, steht dahin. Nimmt man die vom WDR durchgeführte spontane Straßenbefragung als Maßstab, dann warten die Leute erst einmal ab. Im O-Ton hört sich das so an: „Wenn das gut wird, ist es gut, und sonst sollen sie ihn in den Hafer schicken.“ Walter Jakobs
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