Das Portrait: Verkörperung von Amerikas Traum
■ Ted Turner
Medienmogul Ted Turner Foto: AP
Wenn Ted Turner wohltätig wird, dann ist vor allem eins wichtig: Es muß im Fersehen kommen. Für seine eigenen Auftritte, braungebrannt auf seiner Yacht, lächelnd und händeschüttelnd mit den Mächtigen von Ronald Reagan bis Fidel Castro, läßt der Medienmodul bei seinem Weltsender CNN gnadenlos die Sendezeit freiräumen. Gestern wurde einer der Turner-Auftritte selbst eine Weltmeldung: Eine Milliarde Dollar will er der UNO geben, allerdings darf sie mit dem Geld weder Haushaltslöcher stopfen noch ihre Funktionäre bezahlen. „Das soll den Ärmsten der Welt helfen“, sagte Turner lächelnd zu Talkmaster Larry King, nachdem er im Anschluß an ein Treffen mit UN-Generalsekretär Annan die Sache so verkündet hatte: „Eine Milliarde is' ne schöne runde Zahl“, sagte er dann, „das ist wie wenn man sich entschließt, ein Auto zu kaufen.“ Das Geld habe er in den letzen neun Monaten verdient, er brauche es gerade nicht so dringend.
Turner ist ein Medienmogul, der sich selbst zur Medienfigur gemacht hat. Dazu eignen sich Segelregatten genauso wie flache Sentenzen, Reden über Weltbevölkerungskrise und Umweltschutz ebenso wie die Ehe mit Filmstar Jane Fonda. Auch Turners Krieg mit Rupert Murdoch, seinem Intimfeind, gehört eher zu den Shows. Von seinen Anfängen als Aushilfe in der Plakatklebeklitsche seines Vaters ist der Mann von dem Drang nach Anerkennung getrieben. Der Vater, der ihn mit einem harten Regiment durch Privatschulen und Kadettenanstalten prügelte, begeht Selbstmord, der Sohn wird vom Plakatkleber- zum Medienherrn: 1970 kauft er in Atlanta einen kleinen TV- Kanal, führt ihn zu hohen Gewinnen, ebenso wie alle weiteren Stationen, die er ansammelte: bis zum weltweiten Nachrichtenfernsehen CNN, das er 1980 startete und das Turners Traum von der medialen Weltherrschaft ideal erfüllt. Für viele Amerikaner verkörpert der 59jährige Turner mit seinem unglaublichen Aufstieg selbst einen Traum: den Traum.
Vielleicht hat ein Jubiläum ihn jetzt zu seiner großzügigen Spende bewogen: Auf den Tag genau zwei Jahre war es gestern her, daß Turner sein Imperium mit dem weltgrößten Medienkonzern Time Warner verschmolz. Seitdem hat er um so mehr Zeit für seine öffentlichen Auftritte auf CNN. Er selbst sagt: „Ich schaue immer in die Zukunft.“ Lutz Meier
Kommentar Seite 10
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