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Das PortraitDer Sänger von der langen Weltstraße

■ John Deutschendorf alias John Denver

John Deutschendorf alias John Denver ist tot Foto: AP

In der aktuellen Kitkat- Fernsehreklame verschafft ein vagabundierender Klampfenbruder dank seines Liedvortrags einem klapprigen Pickup auf einer von blökenden Schafen blockierten Straße schließlich freie Bahn. „Take me home, country roads“. Ein ähnliche Wirkung hatte seinerzeit auf viele bereits das Original.

John Denver überzog den rauhen Charme des Country mit Zuckerguß und machte ihn so weltkompatibel. Natürlich begann alles in einem dunklen Kellerclub, in diesem Fall in Los Angeles.

Den Durchbruch schaffte John Denver, als das Folk- Trio Peter, Paul and Mary sein Lied „Leaving on a Jet Plane“, dessen Akkorde heute in jedem Gitarren- Selbstlernbuch nachzugreifen sind, zu einem Welterfolg machten. Lieder wie „Rocky Mountain High“ und „Sunshine on my shoulders“ sind stets von lauer Bergluft durchweht, unterscheiden sich dank ihrer amerikanischen Welthaltigkeit aber entschieden von durchaus artverwandtem deutschen Fahrtenliedgut.

In den siebziger Jahren erreichten seine weltumspannenden Heimatgesänge Millionenauflage. Allein in den USA erhielt Denver vierzehn goldene Schallplatten und acht platinveredelte. John Denver zählt zu den fünf meistverbreitetsten Künstlern der Schallplattenindustrie. Soviel Erfolg und Freundlichkeitsimage mündete später zwangsläufig in One-World-Engagement.

John Denver war 1985 der erste amerikanische Popmusiker, der ein Konzert in der UdSSR geben durfte. Später kehrte er noch einmal dorthin zurück, um ein Benefizkonzert für Tschernobyl-Opfer zu geben.

Er sang und gab seinen Namen für zahlreiche humanitäre Institutionen, darunter die National Wildlife Federation, Save the Children und die Cousteau Society. Unter anderem wurde er für sein soziales Eintreten mit dem Welt-ohne-Hunger-Preis ausgezeichnet. Wer soviel Gutes tut, der ist nicht frei von Fehlern. Die Bilder vom Massaker auf dem Tiananmen-Platz von Peking waren noch in frischer Erinnerung, da ließ John Denver zur China-Tournee seinem Freund Deng Xiaoping mitteilen, daß es ihm eine große Freude sei, ihn begrüßen zu können.

Am Sonntag starb der 53jährige Country-Sänger den Tod eines Rock-'n'-Roll- Stars. Den Absturz mit seinem Privatflugzeug in der Bucht von Monterey überlebte er nicht. Harry Nutt

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