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Das PortraitDer neue Deutsche auf dem Balkan

■ Hanns Heinrich Schumacher

Auf dem Balkan ist Hanns Heinrich Schumacher bisher ein unbeschriebenes Blatt: Während sein Vorgänger Gerd Wagner das in Exjugoslawien nur noch „Lokalsprache“ genannte Serbokroatisch nach Jahren in der Botschaft in Belgrad fließend sprach, beherrscht der neue „Stellvertretende Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina“ nach Angaben seines Büros in Sarajevo lediglich die beiden Pflichtsprachen aller deutschen Diplomaten, Englisch und Französisch. Abseits dessen scheint Schumacher, der in Sarajevo mangels anderer Informationen nur „der neue Deutsche“ genannt wird, ein Bilderbuchdiplomat zu sein.

Nach dem „Militärdienst/ Deutsche Armee“ (so der offizielle Lebenslauf) studierte er Rechtswissenschaften in Hamburg und wurde dort anschließend Assistent für Öffentliches Recht. 1977 trat Schumacher in den auswärtigen Dienst ein und wurde zwei Jahre später Konsul der bundesdeutschen Botschaft in Tel Aviv. Fünf Jahre später wurde der Mann, dessen Parteizugehörigkeit nicht einmal seiner direkten Assistentin bekannt ist, stellvertretener Leiter der deutschen Vertretung in Port of Spain.

1984 wechselte er ins Büro des Pressesprechers im Auswärtigen Amt in Bonn, von wo aus er 1987 zum persönlichen Referenten des damaligen Außenministers Hans- Dietrich Genscher befördert wurde. Ein Jahr später ging Schumacher zurück ins Büro des AA-Pressesprechers – diesmal als stellvertretender Pressesprecher Genschers. 1991 wurde er Pressesprecher des Außenministers – bis er 1993 in die Deutsche Botschaft nach Windhuk wechselte.

Der Ruf nach Sarajevo kam überraschend: Nachdem der zweite Deutsche auf dem Stuhl eines stellvertretenden Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, Gerd Wagner, im September 1997 bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückt war, suchte man in Bonn fieberhaft einen Ersatz. Schließlich besann man sich auf Schumacher.

Vor drei Wochen trat der Vorzeigediplomat seinen neuen Job in Sarajevo an – vorerst mit einem Mandat auf ein Jahr. Nun wird sich zeigen, ob „der neue Deutsche“ ebenso leicht einen Weg in die Herzen der BosnierInnen finden wird wie Michael Steiner und dessen Nachfolger Gerd Wagner. Rüdiger Rossig

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