Das Portrait: Umweltspezialist mit US-Erfahrung
■ Valdas Adamkus
„Heute gehe ich in die Botschaft und verzichte auf meine amerikanische Staatsbürgerschaft“, versprach Valdas Adamkus, der frischgekürte Präsident Litauens, noch in der Wahlnacht. Algirdas Brazauskas, der bisherige Präsident, machte dennoch ein langes Gesicht. Der 65jährige hatte auf eine zweite Kandidatur verzichtet, um einem „Jüngeren“ Platz zu machen. Adamkus aber zählt stolze 71 Jahre.
Adamkus wurde 1926 als Sohn einer Beamtenfamilie in Kowno/Kaunas geboren. Seit Vater kämpfte als Freiwilliger für die Unabhängigkeit Litauens. Aufgrund des Hitler-Stalin-Pakts fällt Litauen in sowjetisches „Interessengebiet“, Anfang 1944 flieht Adamkus mit seinen Eltern nach Deutschland, bereits im Herbst 1944 kehrt der 18jährige nach Litauen zurück und schließt sich der Partisanenbewegung an. Er nimmt am Kampf um Seda teil.
Doch an ein unabhängiges Litauen ist nicht zu denken, der „freiwillige“ Beitritt zur UdSSR im Jahre 1939 bleibt bestehen. In Deutschland besucht Adamkus das litauische Gymnasium. An der Maximilians-Universität in München studiert er Naturwissenschaften. 1949 emigiriert die Familie in die USA. In Chicago arbeitet Adamkus als Fabrikarbeiter, die Ersatzteile für Autos herstellt, später wird er dort Zeichner. Doch sein ausgeprägtes Interesse für die Naturwissenschaften läßt ihn nicht los. Er findet eine Stelle beim Amt für Umweltschutz der Vereinigten Staaten. Anfang der 70er Jahre steigt er zum Leiter der Forschungsabteilung in Chicago auf.
Adamkus, der auch in den USA die politische und wirtschaftliche Entwicklung seiner Heimat aufmerksam verfolgt, beginnt ab 1972 regelmäßig nach Litauen zu fahren. Er schmuggelt Emigrantenliteratur ein und organisiert ein wissenschaftliches Fortbildungsprogramm in den USA für Naturwissenschaftler aus Litauen. Adamkus stiftet einen in Litauen hochrenommierten Preis, der jedes Jahr für besondere Leistungen im Umweltschutz vergeben wird.
Adamkus will jetzt einen strikt westorientierten Kurs einschlagen: „Meine Kenntnis des Westens wird bei der Lösung unserer großen Aufbauprobleme helfen.“ Er strebt die Integration Litauens in EU und Nato an. Darüber hinaus will Adamkus mit allen Nachbarländern, „auch mit Rußland, das sich zu einer Demokratie entwickelt“, gute Beziehungen pflegen. Gabriele Lesser
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