Das Portrait: Moses ruft zum Kulturkampf auf
■ Charlton Heston
Normalerweise erfährt man von dieser Generation Hollywood-Stars erst bei ihrem Tod, daß sie überhaupt noch gelebt haben. Die großen Erfolge des heute 73jährigen Charlton Heston liegen lange zurück: Als Moses führte er 1957 in „Die zehn Gebote“ sein Volk nach Hause, für seine Titelrolle in „Ben Hur“ 1959 bekam er den Oscar. Knapp zwei Meter groß, war er ideal für Monumentalfilme. In den 70ern spielte er in Katastrophenstreifen wie „Erdbeben“, und vor der Kamera steht er noch immer.
Doch Heston macht anders von sich reden: Am Montag wurde er zum Präsidenten der National Rifle Association (NRA) gewählt, der mächtigen Organisation der US-Waffenlobby, die jede weitere Einschränkung des „Grundrechts auf Waffenbesitz“ verhindern will.
Innerhalb der NRA ist Heston, bislang Vizepräsident, nicht unumstritten. Immerhin hat er sich 1968, nach dem Mord an Robert Kennedy, einmal kurz für eine Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz ausgesprochen. Schlimmer noch: Er hat einmal behauptet, eine Kalaschnikow sei für den Privatgebrauch nicht angemessen.
Verdächtig auch: In den 60er Jahren hatte er aus seiner Sympathie für die Bürgerrechtsbewegung kein Hehl gemacht, war gar mit Martin Luther King auf Washington marschiert. Dennoch war Heston stets ein Konservativer. Das konnten die US-Amerikaner gerade wieder im Dezember erfahren, als Heston in einer Rede vor der Free Congress Foundation dazu aufforderte, die traditionellen amerikanischen Werte gegen Randgruppen, wie der „homosexuellen Koalition, der Feministinnen, die Männerhaß als Pflicht der Frauen predigen, der Schwarzen, die die eine Hand zur Faust erheben und die andere um Geld aufhalten“, zu verteidigen. Daß Heston mit dafür sorgte, daß Rapper Ice-T wegen seiner Texte den Vertrag bei Time- Warner verlor, ist da genauso konsequent wie seine Feindschaft gegen Präsident Clinton.
Als Waffenlobbyist hat es Heston dieser Tage nicht leicht. Die jüngsten Amokläufe jugendlicher Täter haben die Diskussion um neue Waffengesetze wiederbelebt. Für Heston kein Problem: Man müßte die Jugendlichen nur härter anpacken. „Verfolgung ist das Problem – Verfolgung ist die Lösung“, sagte er dem Fernsehsender NBC. Und die Wasser teilten sich, und Heston ging hindurch und ward gewählt. Bernd Pickert
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen