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Das PortraitVermittler mit Leidenschaft

■ Alioune Blondin Beye

Es war ein Job, um den ihn kaum jemand beneidete. Doch „Maitre Beye“, wie ihn mancher respektvoll nannte, zeigte Skeptikern, daß auch innerhalb der unbeweglichen UNO-Maschinerie persönliches Engagement zu Erfolgen führen kann. Zu messen waren sie vielleicht nur in Millimetern. Aber welche Lorbeeren kann man schon im Friedensprozeß in Angola ernten?

Gestern mittag war es noch nicht amtlich bestätigt, aber es gibt kaum Hoffnung, daß der 59jährige UN-Sonderbeauftragte für Angola, Alioune Blondin Beye, einen Flugzeugabsturz in einem Sumpfgebiet der westafrikanischen Elfenbeinküste überlebt hat. Während die Experten noch über die Ursache des Absturzes einer kleinen Chartermaschine rätseln und Augenzeugen sagen, das Flugzeug sei in der Luft explodiert wie bei einem Bombenanschlag, ist der Tod des Professors für Internationales Recht ein weiterer Rückschlag für den angolanischen Friedensprozeß.

1993 ernannte der damalige UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali den gebürtigen Malier Beye zum Sondergesandten für Angola. Nicht zuletzt Beyes diplomatischem Geschick war es zu verdanken, daß Regierung und Unita-Rebellen im November 1994 in der sambischen Hauptstadt Lusaka einen Friedensvertrag unterzeichneten.

Doch bis heute weigert sich vor allem die Unita, ihre Vertragsbedingungen zu erfüllen. Ende Juni soll sie mit verschärften Sanktionen belegt werden. Beyes Schuld ist das nicht. Er war einer der wenigen, mit denen Unita- Chef Jonas Savimbi überhaupt sprach. Unermüdlich reiste Beye zwischen den Erzfeinden Savimbi und Präsident Eduardo dos Santos hin und her und versuchte zu vermitteln. Wenn man ihm etwas vorwerfen kann, dann, bis zuletzt allzu optimistisch gewesen zu sein.

Erst in den letzten Monaten ging dem Berufsoptimisten offenbar die Zuversicht aus. „Der Prozeß ist schleppend, um es freundlich zu formulieren, er steckt fest, um es diplomatisch zu sagen – aber die Wahrheit ist, daß er in einer schweren Krise steckt“, sagte Beye kürzlich. Zuletzt drohte er sogar mit seinem Rücktritt, falls Unita nicht endlich die von ihr besetzten Gebiete zurückgebe. Die Frist dafür läuft am Dienstag aus. Seine Drohung kann Beye nicht mehr wahr machen. Kordula Doerfler

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