Das Portrait: Julius Caesar erobert den Rhein
■ Caius Julius Caesar
„Caesar“, meldet sich die Stimme am Telefon. „Gaius Julius“? „Ja der“, sagt Caesar bestimmt, und mit Nachdruck: „Aber Caius mit C“. Das klingt bekannt – aus dem Lateinunterricht: Um das C gab es immer Streit. Die Lehrer hielten allein das C für geschichtlich korrekt. Dabei ist es bis heute ungeklärt. Caesar hat damit aber kein Problem. „In meiner Familie“, sagt er, „schreiben sich seit Generationen alle so: Mein Vater Caius Julius, mein ältester Sohn.“ Nicht ohne Stolz fügt er hinzu: „Der Name ist bei uns Tradition.“ Aber er habe jetzt Wichtigeres zu tun. Er sei auf dem Weg zum Rhein – mit dem Zug. In der Leitung knackt es. Man versteht nichts, kombiniert aber sofort: 55 vor Chr., Caesar auf dem Eroberungszug an den Rhein.
Davon hat Herr Caesar aber noch nichts gehört. Nein, er sei jetzt CDU-Abgeordneter in Bonn und freue sich auf seine erste Fraktionssitzung. Der römische Feldherr beschäftige ihn nur peripher. Sein Interesse gelte der Umwelt und Wirtschaftspolitik – nicht der Geschichte. So einfach darf es doch aber nicht sein, schließlich sind Caius Julius Caesar und Politiker eine historische Kombination. Wo ist bei ihm der Zusammenhang? Die Antwort kommt prompt: Weder habe der Name etwas mit seiner Entscheidung, eine politische Karriere einzuschlagen, noch mit seiner Wahl zum Abgeordneten zu tun. Die politischen Stationen seien das Resultat seiner Kompetenz.
Er faßt sich kurz: Mit 16 Jahren Mitglied der Jungen Union, mit 39 Kreisvorsitzender von Lippe in Nordrhein- Westfalen, mit 47 zum ersten Mal Abgeordneter in Bonn. Auch wenn – leider – nur in der Opposition. Ob der Name ein Vorteil ist? Caesar verliert erstaunlicherweise nicht die Geduld. Wahrscheinlich weil auch er weiß, wie wichtig das Medieninteresse ist: Bild am Sonntag hat ihn im Wahlkampf als Caesar porträtiert, der Bayerische Rundfunk gerade einen Beitrag über ihn gedreht. „Aber der Einzug in den Bundestag“, beharrt er, „ist allein meine Eroberung.“
Der Satz ist gut. Denn so spricht nun einmal nur ein Caesar. Er aber sagt, er wüßte nicht, wie ein Caesar spricht. Latein habe er nicht gehabt. Auch keine Rhetorikschule besucht. Im übrigen halte er nicht viel von langen Reden wegen der Allgemeinplätze. Er bevorzuge es lieber kurz, knapp und präzis. „Veni, vidi, vici“, sagt Herr Caesar, „das habe ich mir gemerkt.“ Tina Hüttl
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