Das Portrait: Vergessene Musiklegende
■ „Mahlathini“ Simon Nkabinde
Simon Nkabinde, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Mahlathini“, erging es wie vielen südafrikanischen Musikern. Während er in Europa und den USA Konzertsäle füllen konnte, geriet er zu Hause in Vergessenheit. Jetzt, nach seinem Tod, spielen die Radiosender wieder seine Musik, wird er als Legende betrauert.
Mahlathini, verstorbene Musiklegende in Südafrika Foto: Archiv
Dabei ist mbaqanga, eine Art rhythmischer Sprechgesang, heute durchaus wieder populär in Südafrika. In den 60er und 70er Jahren waren Mahlathini und die Zulu-Frauenband Mahotella Queens eine der bekanntesten südafrikanischen Bands und machten mbaqanga international bekannt.
Mahlathini wurde 1938 in Newcastle im ländlichen KwaZulu-Natal geboren. Als junger Mann zog er in die Township Alexandra in Johannesburg und trat dort vor allem bei Hochzeiten auf. Über seinen Bruder Zeph, ebenfalls Musiker, kam er in Berührung mit Gallo, dem Produzenten von südafrikanischem Jazz in jener Zeit. Zu großem Reichtum brachte er es allerdings nie. Auch während der erfolgreichen Jahre verkauften sich ihre Platten in Südafrika nicht besonders gut.
Bis zuletzt trat Mahlathini immer in traditioneller Zulu-Tracht auf. Nach den gewalttätigen Schüleraufständen in Südafrika im Jahr 1976 löste sich die Gruppe auf. Unter schwarzen Jugendlichen galt sie als allzu folkloristisch. Traditionelle Stammeskultur wurde in den Townships als politisch inkorrekt betrachtet.
Während es in Südafrika schicker war, amerikanischen HipHop zu spielen, konnten viele südafrikanische Musiker in Europa und den USA Karriere machen. Mahlathini nahm in Paris Platten auf und spielte auch auf dem Konzert anlässlich Nelson Mandelas 70. Geburtstag in Wembley.
Traten er und die „Queens“ in den vergangenen Jahren doch einmal auf, dann war es meist vor winzigem Publikum. Musikalisch allerdings boten sie nichts Neues mehr und spielten fast ausschließlich die Hits aus den guten Jahren. Selbst jetzt, im demokratischen Südafrika, wo es schick ist, sich auf die durch die Apartheid-Jahre fast gänzlich zerstörte „schwarze Kultur“ zu besinnen, war Mahlathini zu traditionell. Mbaqanga aber erlebt ein Revival, poppig aufgemöbelt. Mahlathini starb in der vergangenen Woche 61-jährig in dem Provinznest Vosloorus an den Folgen seines schweren Diabetes. Kordula Doerfler
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