Das Portrait: Haudegen und Friedensstifter
■ Peter Cosgrove
Seine Truppe habe ein „robustes“ Mandat, betont Peter Cosgrove immer wieder. Der australische Oberkommandierende der multinationalen Schutztruppe für Osttimor (Interfet) lässt keinen Zweifel daran, dass seine Truppen zur Durchsetzung ihres friedensstiftenden UN-Auftrags notfalls auch ihre Waffen nutzen werden. „Wir können uns verteidigen“, sagt der 52-jährige Generalmajor. Den proindonesischen Milizen, die Osttimor verwüstet haben, rät er, die Waffen niederzulegen und sich an die Gesetze zu halten: „Wenn ihnen das nicht gefällt, werden sie wohl Osttimor verlassen müssen.“
Bisher ließ Cosgrove keinen Einsatz aus, an dem Australiens Streitkräfte in den vergangenen 35 Jahren involviert waren: Er kämpfte in den 60er-Jahren, kurz nach seinem Eintritt in die australische Armee, zuerst auf Seiten der Briten in Malaysia und anschließend als Leutnant zur Unterstützung der Amerikaner in Vietnam. Cosgrove erhielt dort für zwei Angriffe gegen Stellungen des Viertcong die höchste Auszeichnung des australischen Militärs. Seitdem stieg er bis zum Divisionskommandeur und zum Chef des mobilen Hauptquartiers der Streitkräfte auf. Kollegen und führere Vorgesetzte beschreiben ihn als gradlinig, kompromisslos und professionell, aber auch als Denker.
Jetzt steht Cosgrove mit dem Einsatz in Osttimor vor seiner größten Herausforderung. Denn er muss dort nicht nur mit Gewalt und Tricks der Milizen und des indonesischen Militärs rechnen, sondern auch mit politischen und diplomatischen Komplikationen. In Indonesien tobt nicht nur der Machtkampf um die Präsidentschaft, sondern es gilt auch, die nationalen und regionalen Interessen der an der Friedenstruppe beteiligten Staaten auszubalancieren. Cosgrove wird deshalb bei seiner Mission nicht nur militärischen Verstand beweisen müssen, sondern auch politisches und diplomatisches Fingerspitzengefühl.
Gestern traf er noch vor seinen Truppen in Osttimors Haupstadt Dili ein, um mit indonesischen Offizieren Absprachen über die für heute vorgesehene Landung der ersten Einheiten seiner Friedenstruppe zu treffen. Cosgrove wird auch den Schutz der Flüchtlinge und ihre Versorgung organisieren müssen. Erfahrungen im humanitären Bereich sammelte er bereits in Papua-Neuguinea, wo er Hilfslieferungen nach einer Dürre koordinierte.
Sven Hansen
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