Das Portrait: Polizeiboss mit Kämpfernatur
■ Jackie Selebi
Von seinem Vorgänger George Fivaz trennen ihn Welten. Südafrikas neuer Polizeichef, der im Januar sein Amt antritt, hat mit der alten, paramilitärisch organisierten Apartheidpolizei nichts zu tun. Jackie Selebi ist nicht nur der erste Schwarze an der Spitze der Polizei. Er ist auch der erste Zivilist in der Geschichte Südafrikas auf diesem Posten.
Neuer Polizeichef: Jackie Selebi Foto: AP
Schon wochenlang munkelte man, dass der prominente ANC-Politiker und Exdiplomat von Thabo Mbeki auserwählt worden sei. Hinter seiner offiziellen Ernennung verbirgt sich auch eine Verlegenheitslösung: Monatelang fand sich innerhalb der Polizei kein geeigneter schwarzer Bewerber. Zwar sind heute fast 80 Prozent aller südafrikanischen Polizisten Schwarze. Aber die Transformation kommt bei höheren Rängen nur schleppend voran. Noch immer nehmen schwarze Polizisten Anweisungen überwiegend von weißen Chefs entgegen, die meist schon im alten Südafrika Befehle erteilten. Rassismus, hohe Kriminalitätsraten und unzumutbare Arbeitsbedingungen sind die Probleme, mit denen Selebi sich wird herumschlagen müssen.
Trotz seiner fehlenden Erfahrung wird ihm das zugetraut. Obwohl er als einer von Südafrikas besten Diplomaten gilt, fehlt ihm rein äußerlich alles, was einen Diplomaten auszeichnet. Selebi sieht eher wie ein Boxer aus und greift manchmal zu rüden Methoden. Auf Konferenzen hat er es sich vor allem mit afrikanischen Delegierten schon verdorben, wenn er ihnen nach abgelaufener Redezeit das Mikrofon entzog. Selebi ist ein Kämpfer, aufgewachsen in Soweto. In den 70er-Jahren ging er ins Exil – und gehört damit zur mächtigen Exilfraktion im ANC, die auch Präsident Mbeki repräsentiert. Es war vor allem Selebi, der Anfang der 90er-Jahre den Exilanten half, wieder in Südafrika heimisch zu werden. Seit 1995 vertrat er das Land bei der UNO, 1998 wurde er Staatssekretär im Außenministerium. Es war mit sein Erfolg, dass in Ottawa 1997 das Abkommen über das Verbot von Anti-Personen-Minen unterzeichnet wurde. Als Staatssekretär war er maßgeblich am Friedensvertrag für den Krieg im Kongo beteiligt.
Dass seine Ernennung etwas mit seiner Hautfarbe zu tun, bestreitet Selebi. „Wir reden zu viel über solche Dinge“, konterte er. „Wichtiger ist es, die unerträglichen Arbeitsbedingungen unserer Polizisten zu verbessern.“ Vor allem in den Schwarzensiedlungen will er für eine Verstärkung der Ordnungshüter sorgen – und liegt damit ganz auf Präsidentenkurs. Kordula Doerfler
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