Das Portrait: HingerichteterVergewaltiger
Alex Bartolome
Reis mit gebratenem Huhn und Rindereintopf sowie Orangensaft: Dies war für den 41-jährigen Arbeiter Alex Bartolome von der südphilippinischen Insel Mindanao die Henkersmahlzeit, bevor gestern Nachmittag die Todesspritze sein Leben beendete. Bartolome, der 1997 wegen über hundertfacher Vergewaltigung seiner damals 14-jährigen Tochter zum Tode verurteilt worden war, ist das weltweit erste Hinrichtungsopfer im neuen Jahrtausend.
Der philippinische Präsident Joseph Estrada hatte zuvor eine Begnadigung Bartolomes ausdrücklich abgelehnt. Auch ein von Estrada eingerichteter so genannter Gewissensausschuss sah dafür keinen „zwingend humanitären Grund“ und verweigerte das Erbarmen, für das Bartolomes Tochter Elena zuvor geworben hatte. Das Vergewaltigungsopfer hatte in ihrem Gnadengesuch für Bartolome geschrieben: „Er ist der einzige Vater, den ich habe. Er wäre bestraft genug, wenn er legenslang hinter Gittern käme.“
Estrada hatte den Gewissensausschuss eingerichtet, nachdem er sich in einem anderen Fall erst in allerletzter Minute zu einer Begnadigung durchgerungen hatte, dann aber die Telefonleitung besetzt war und der Henker nicht mehr gestoppt werden konnte.
In den Philippinen wurde die Todesstrafe nach dem Sturz der Marcos-Diktatur 1986 zunächst abgeschafft, doch seit einem Jahr wird wieder hingerichtet. Bartolome ist das siebte Hinrichtungsopfer und davon der vierte Vergewaltiger. Über die Hälfte der inzwischen eintausend zum Tode Verurteilten sind Vergewaltiger.
„Ich bitte Präsident Estrada, dass dies die letzte Hinrichtung in diesem Millennium sein möge“, soll Bartolome zuletzt gesagt haben. Dieser Wunsch wird ihm wohl nicht erfüllt, die Richter lehnten schon sein Ansinnen ab, noch einmal seine sechs Kinder zu sehen.
Mit der Bibel in der Hand wurde er aus seiner Zelle zur Hinrichtung geführt. Sein Fall ließ die Debatte um die recht populäre Todesstrafe in dem südostasiatischen Land wieder aufleben. Während Befürworter darin eine Abschreckung von Verbrechern sehen, verweisen Kritiker auf die hohe Zahl der Armen unter den Todeskandidaten als Beweis für die Ungerechtigkeit der Todesstrafe, weil diese sich keine guten Anwälte leisten können. Bisher konnte auch die in den Philippinen einflussreiche katholische Kirche die Hinrichtungen nicht stoppen.
Sven Hansen
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