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■ Das PorträtWalter Janka

foto nr. 3

Für einen Kommunisten in Deutschland hat Walter Janka kein untypisches Lebensschicksal. Er entstammt einer kommunistischen Familie, wurde bereits 1933 von den Nationalsozialisten verhaftet, in Bautzen und Sachsenhausen inhaftiert und 1936 „für immer“ des Landes verwiesen. Im gleichen Jahr geht er nach Spanien, wo er als Kommandeur der Internationalen Brigaden an den Kämpfen zur Verteidigung der Republik teilnimmt. Doch wenn der 78jährige heute die wichtigsten Wegmarken seines Lebens benennt, so ist da neben dem Kampf gegen die spanischen Faschisten der Schauprozeß, der 1956 in Ostberlin gegen ihn inszeniert wurde. Erst die Verfolgung Jankas durch Nationalsozialisten und SED-Kommunisten macht das Tragisch-Typische seiner Biographie aus.

Der einstige Chef der DDR-Staatssicherheit, Erich Mielke, und seine Zivilklage gegen Walter Janka bringen heute noch einmal wie unter einem Brennglas seine beiden bedeutsamsten Lebensstationen zusammen. Nicht erst zur Vorbereitung des Schauprozesses 1956 – so Janka in seiner Biographie „Spuren eines Lebens“ – sei er von Mielke verhört worden, sondern bereits Jahre zuvor, als Mielke hinter den spanischen Frontlinien seinem Metier im Dienste des NKWD nachging. Das will Mielke heute nicht wahr haben und klagt gegen sein einstiges Opfer.

Was hatte sich Janka, international anerkannter Chef des Ostberliner Aufbau-Verlages, 1956 zu Schulden kommen lassen? Er leitete eine interne Diskussion über die politische Entwicklung der DDR. Man war sich einig über personelle Veränderungen in der DDR-Führung, Stärkung der Gewerkschaften und die Reprivatisierung der DDR-Landwirtschaft. Nach dem Wunsch der Diskutanten sollte Walter Janka in die SED-Führung aufsteigen. Das war's. Wenige Tage später wurde Walter Janka festgenommen und später wegen „Anschlägen gegen den Frieden und den Bestand des Staates“ zu fünf Jahren Haft verurteilt, die er in Bautzen absaß. Dem kurzen Tauwetter folgte der Frost.

Doch Walter Janka ist an der „fortwirkenden Diskriminierung als Staats- und Parteifeind“ nicht zugrunde gegangen. „Ich gewann neue Freunde“, schreibt Janka am Ende seine Biographie. Auch die alten Feinde, so scheint es, sind ihm geblieben. Julia Albrecht

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