piwik no script img

Das Museum lebt

■ Ferienprogramm und neue Kurse nicht nur für Kinder im Museum für Hamburgische Geschichte

Die Verbindung von Ferien und Museum mag staubige Erinnerungen an verregnete Stunden in alpenländischen Heimatmuseen wachrufen. Die Hamburger Museen halten solchen Assoziationen ihre Ferienprogramme für Kinder und Jugendliche entgegen. Im Falle des Museums für Hamburgische Geschichte trägt das Programm den geheimnisvollen Titel Mit Schirm, Rahmen und Melone und beginnt am heutigen Dienstag. Kinder ab 8 Jahren sind hier bis Sonnabend zu einem ambitionierten Vorhaben eingeladen: Erzählungen aus der Hamburgischen Geschichte sollen in ein Theaterstück umgemünzt und anschließend auch aufgeführt werden.

Die Ferienprogramme sind fester Bestandteil im Repertoire des Museumspädagogischen Dienstes in Hamburg, der sich kürzlich durch Auslassung des Wortes „pädagogisch“ in den Museumsdienst Hamburg verwandelt hat. Die Umbenennung markiert eine Neuorientierung: Neben Kindern und Jugendlichen sollen nun vermehrt andere Gruppen mit besonderen Angeboten zum Museumsbesuch animiert werden. Der pädagogische, über Serviceleistungen hinausgehende Anspruch, Menschen anzusprechen, die im Museum keine guten Bedingungen vorfinden, muß dieser neuen Konzeption entsprechend flexibel angeglichen werden. Kinder, die sicher zu den von Museen leicht vergessenen Gruppen gehören, sollen dabei aber nicht schlechter wegkommen als vorher – wie die Veränderungen im Museum für Hamburgische Geschichte zeigen. Wurden dort bisher offene Programme bevorzugt, so gibt es nun vermehrt Kurse, die teils auch an Erwachsene gerichtet sind. Leben im Mittelalter, Gugel, Helm und Baseballkäppi und andere Veranstaltungen werden mehrmals im Jahr angeboten, starten aber zum ersten Mal im März oder April und laufen über mehrere Wochen. Die Kurse beziehen sich auf kulturgeschichtliche Themen und wollen – oft in Spielsituationen – Sinn für Ästhetisches wie für praktisches Handeln zugleich anregen. Um das Pauken geschichtlicher Fakten aus Hamburgs Historie geht es also weniger. Das Museum für Hamburgische Geschichte, sozusagen hanseatisches Heimatmuseum, stellt ohnehin nicht-Hamburgische Menschen vor Probleme, da der Clou bei vielen Modellen im Wiedererkennen liegt und damit gewollt oder ungewollt auf ein genealogisches Geschichtsverständnis verweist, das so manchen Museumsbesuchenden ausschließt. Andererseits erlebt Frank Jürgensen, einer der Museumspädagogen in diesem Museum, immer wieder, daß Hamburger Kids zwar glauben, eine mit Hamburg verknüpfte Geschichte zu haben, aber oft genausoviel oder -wenig wissen wie Kinder, die nicht aus Hamburg sind. Ihm geht es deshalb vorrangig um die Anregung von Vorstellungsvermögen. Denn zu erzählen hätten alle etwas, egal woher sie kommen.

Elke Siegel Anmeldung: Tel. 3504-2383

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen