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Archiv-Artikel

Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt Künstlerplakate von Joseph Beuys Fett und Fell

Der Mann war Künstler. Und ein Geschäftsmann, der seine Idee unters Volk zu bringen wusste. Überall und auf allen Kanälen funkte er vor allem eins: sein hageres, Entschlossenheit und Freude ausstrahlendes Gesicht: Joseph Beuys. Sein Wiedererkennungswert dürfte allenfalls von Andy Warhol übertroffen werden.

Beuys‘ Lebenswerk war die „Soziale Plastik“, die gleichberechtigte Teilnahme aller Menschen an den sozialen „Wesen“ Demokratie, Bildung, Kunst, Frieden und Umweltschutz. Unerschöpflich propagierte er sie in Diskussionen, Vorträgen und Interviews. Neben seinen originären Kunstwerken entstand dabei eine große Zahl an Editionen und Postkarten, die er unters Volk – vor allem unter die Kunstsammler – verteilte. Sie alle wurden in den letzten Jahren aufgelistet und ausgestellt.

Das Museum für Kunst und Gewerbe fügt diesem Oeuvre nun ein Verzeichnis mit Beuys-Künstlerplakaten hinzu. In einem chronologischen Parcours durch 90 von insgesamt 288 Werken aus der Sammlung von Osten präsentiert das Museum frühe Fluxus-Poster und spätere Ankündigungen von documenta-Aktionen. Die Motive: Beuys-Aktionen mit Filz, Fett und Tierkörpern, Beuys im Fellmantel, der Beuys-Schriftzug mit dem Beuys-Kreuz, der Beuys-Hut umringt von Menschen. Und immer wieder: Beuys selbst, lachend, konzentriert – wie im berühmten Ganzkörperportrait Die Revolution sind wir.

Fast alle Plakate krönt die altdeutsche Buchstabenfolge, mit der Beuys alles, was ihm unter die Nase gehalten wurde, zu signieren pflegte. Derart autorisierte er die Poster, die jedoch meistens Kollegen oder Schüler im Auftrag entwarfen. „Ich kann ja nicht alleine die Multiplikation schaffen“, erklärte dies Beuys. Und „ob Werbung Kunst ist, hängt davon ab, wofür man wirbt“. Mit dieser Haltung warb Beuys für Ausstellungen, Aktionen und Vorträge, ab 1979 auch für die Grünen und die ökologische Landwirtschaft. Beispiele aus dem Beuys-Sprüche-Repertoire sind unter den Exponaten („Demokratie ist lustig“); auch Komisches wie eine Drohung an die Deutsche Bank („Letzte Warnung – beim nächsten Mal werden Namen und Begriffe genannt“) finden sich hier.

Geschickt nutzte Beuys die Plakate, um Bilder seiner bekannten Performances, von denen oft nur Relikte übrig blieben, in der (kunst-)öffentlichen Wahrnehmung zu verankern. Mit ihrer Auswahl bietet die Ausstellung einen guten Überblick über Beuys‘ Schaffen und vor allem über die Selbst-Ikonisierung des Mannes mit Filzhut.

Christian T. Schön

Di–So 10–18, Do bis 21 Uhr; Museum für Kunst und Gewerbe; bis 13. 2.2005. Am 31.12. und 1.1. geschlossen