piwik no script img

Das Milliardengrab

■ Was der Schnelle Brüter wirklich kostet

Berlin (taz) - Der Schnelle Brüter von Kalkar ist das teuerste Sandkastenspielzeug aller Zeiten. 14 Jahre Bauzeit, 6,6 Mrd DM an Kosten - offiziell. Seine wahren Kosten kann mann nur schätzen. Es ist ein Vielfaches der 6,6 Mrd. Die sogenannte verdeckte Finanzierung des Brüters, die in keiner Kostenaufstellung jemals auftauchte, begann schon Anfang der 60er Jahre, als sich Wissenschaftler im Karlsruher Kernforschungszentrum zu einer Brüter–Gruppe zusammenfanden. Seitdem wird die Planung und Entwicklung der Brutreaktorlinie verfolgt, erforscht und finanziert. In die Etats der Kernforschungszentren Karlsruhe und Jülich und in die Interatom flossen Milliarden. Bis 1980 hatte die Regierung allein 20 Mrd. Mark in die Erforschung der Atomenergie investiert. Ein Forschungsschwerpunkt war dabei stets der Schnelle Brüter. Hunderte von Wissenschaftlern haben über Jahrzehnte diese „fortgeschrittene Reaktorlinie“ begleitet. Die dpa schätzte gestern die Gesamtkosten für den Brüter auf 12 Mrd. DM, kritische Wissenschaftler und BIs gehen bis 15 Mrd. 1965 veranschlagte der Projektleiter der Brüter–Gruppe der KF Karlsruhe, Wolf Häfele, 350 Mio. Mark. Dann folgten fast jährliche „Kostenexplosionen“. Die Brutrate sank, die Kosten stiegen. 1972 waren es schon 1,2 Mrd., 1975: 2,3 Mrd., 1978: 3,2 Mrd., 1980: 5,0 Mrd., 1982: 6,1 Mrd., 1987: 6,6 Mrd. Der Bonner Energiereport zitierte dazu einen „Insider“ im Forschungsministerium: „Die Kosten, das weiß jeder, das ist eine Tür, und wenn ich die aufmache, kommt was ganz Grausiges raus!“ Die Abbruchkosten für den Brüter werden übrigens auch schon auf zwei Milliarden Mark geschätzt. -man–

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen