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Archiv-Artikel

Das Leben der Wale

Eigenartige Gesänge im Iglu: Das neue Kinderstück im Fundus-Theater ist ein zartes Plädoyer für die Phantasie

So merkwürdig wie sein Titel Als die Wale sich die Schuhe ausgezogen haben ist auch das Stück. Klingt doch so, als ob das ginge, dass die Wale sich die Schuhe ausziehen – auch wenn man es besser weiß.

Entsprechend nimmt man schnell alles als möglich, was einem diese eigenwillige Alm-Heidi aus den Bergen unterjubelt. Ganz ruhig erzählt sie in Wanderschuhen, Filzkappe, Trachtenstrickjacke, Schürze und mit dicken Zöpfen (Kostüm: Heike Hallenga), dass sie Käse macht, und zwar vorzugsweise aus Walmilch. Warum auch nicht? Sie zählt penibel auf: Käse- und Walsorten. Stimmt doch alles!

Eh man sich‘s versieht, hat einen Morena Bartel fest im Bann. Unaufgeregt, freundlich-bestimmt und sehr glaubwürdig entfaltet sie einen magischen Realismus. Obgleich sie unbeschwert jung wirkt, hat sie was Weises, so als könne man noch viel mehr von ihr erfahren. Sie agiert in einem eigenartigen weißen Halbzelt, einer Art Iglu aus Milcheis. Am Boden einen kuschligen Flokati, einladend nicht nur für die Zuschauer ab drei Jahren.

Schon zum zweiten Mal inszeniert Christiane Richers mit ihrem Theater am Strom ein Stück von Roberto Frabetti. Und wie schon bei Die Sterne von San Lorenzo beweist sie, dass man auch sehr kleine Kinder ohne Klamauk und Hauruck sehr liebevoll fesseln kann. Keine Bange vor ein paar Fakten, eingebettet in poetische Märchen von Delphinen und Seeleuten, verliebten Walen und hochnäsigen Pinguinen.

Auch tonal taucht sich‘s gut mit der Erzählerin ab. Mit kleinen Rasseln zaubert sie das Klickern der Delphine, mit einem Gartenschlauch die kehligen Wal-Laute und mit einer überdimensionalen Stahlsaite, die den Iglu durchspannt, ihre schwebenden, eigenartigen Gesänge. Dennoch ist dies kein mystisch angehauchtes Esoterikmärchen. Eher eine filigrane Aufforderung an alle Sinne, der Phantasie so gut wie der Natur Platz im Leben einzuräumen. Oliver Törner

25.-27.2., 10 Uhr; 29.2., 16 Uhr, Fundus Theater