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Archiv-Artikel

Das Lachen ist uns vergangen

Betr.: „Bremen wieder hinten“, taz bremen vom 26. Januar

Irgendwann Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begründete der damalige Landesschulrat auf einer GEW-Funktionärsveranstaltung in der Grenzstraße den beginnenden Einstellungsstopp für Lehrkräfte. Er sei sich bewusst, so Herr Mews, dass die Entwicklung nicht so enden dürfe, dass irgendwann ausschließlich die Großelterngeneration ihre Enkelkinder unterrichten werde. Deswegen sei die finanzpolitisch notwendige Maßnahme logischerweise auch nur als vorübergehende gedacht. Wir haben als GEW-Funktionäre damals über diese witzig gemeinte Bemerkung herzlich gelacht. Das ist uns aber im Laufe der Zeit vergangen, denn die vorübergehende Maßnahme wirkte faktisch bis in das neue Jahrtausend hinein. Jetzt wird die Rechnung präsentiert – und alle sind überrascht, schockiert oder jedenfalls irgendwie empört, weil die bremischen Schulen – in diesem Falle die Grundschulen – erhebliche Qualitätsdefizite haben. Niemand würde von Werder den ersten Tabellenplatz in der Liga erwarten, wenn in der Mannschaft das Mindestalter 35 Jahre wäre und die Truppe seit 20 Jahren unverändert zusammengespielt hätte. Im Bildungsbereich ist diese Konstellation Realität. Die Schulen wurden 20 Jahre lang vom Nachwuchs und damit auch vom wissenschaftlichen Input abgeschnitten und mutieren zu Ein-Generationen-Schulen. Mit dieser Struktur sollen sie die tiefgreifenden und rasanten gesellschaftlichen Entwicklungen aufgreifen und verarbeiten. Das kann nicht funktionieren. Und die PolitikerInnen haben in den letzten Jahren nichts getan, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Als Lehrer und Lehrerinnen in den achtziger Jahren massenweise in die Teilzeit gingen – auch um die Einstellung von JunglehrerInnen zu ermöglichen –, hat Politik so erwirtschaftete Stellen im dreistelligen Bereich ersatzlos in den Sparstrumpf gesteckt. Als Ende der neunziger Jahre die Bereitschaft zur Umverteilung von Arbeit und Einkommen gesellschaftlich gewachsen war, hat Politik die Arbeitszeit erhöht und damit die Neueinstellung von JunglehrerInnen blockiert.

Den Schulen und insbesondere den Grundschulen fehlen ganze Generationen von LehrerInnen. Das hat nicht nur die fatale Folge einer großen Distanz zur Kundschaft, sie fehlen auch in Hinblick auf die Entwicklung tragfähiger Leitungsstrukturen. Warum hat unsere Behörde wohl so große Probleme, Schulleitungspositionen und auch relativ gut dotierte Behördenpositionen zu besetzen? Viele der Maßnahmen, die jetzt im Zusammenhang mit der Beseitigung der Misere in die Debatte gebracht werden, waren bereits durch engagierte Lehrkräfte auf den Weg gebracht und sind von der Behörde und von Politik wieder eingesammelt worden. Grundschuleingangsstufe, volle Halbtagsschule – eingespart, Grundschultage als große Fortbildung für die Lehrkräfte der ersten Klassen – eingespart. Die Liste ließe sich über alle Schulstufen fortsetzen. Gerade die GrundschullehrerInnen haben in den letzten Jahren ein unglaubliches Maß an Engagement und auch Qualifizierungsbereitschaft gezeigt. Von daher ist gerade die Aussage der Iglu-Studie zur Fortbildung in den Grundschulen nicht nachvollziehbar. Dieser Kollegengruppe jetzt mit Schuldzuweisungen entgegenzutreten, kann nur in Resignation und Frustration enden. Helmut Zachau, Direktor SZ Walle, Bremen