Kurzkritik : Das König von Vegesack
Vier Jahre nach seinem Rauswurf beim „kuba“ (Kulturbahnhof) ist der Regisseur Hans König wieder in Bremen-Nord angekommen. Am Freitagabend feierte er mit der Premiere zu „Moby Dick“ einen Erfolg, mit dem er an „Little Nemo“ (2002) anknüpfen kann. Mit Mateng Pollkläsener, Jan Sturmius Becker, Andy Wallace und Gregory Stauffer haben vier mit Leib und Seele spielende Schauspieler die 16 Rollen überzeugend vorgestellt. Und die Bühne – der Bug des alten Walfängers „Pequod“ in einem Seitenbecken des Vegesacker Hafens – tat ein Übriges, um den Abend zu einem ungewöhnlichen Vergnügen zu machen.
Unterhaltsam ist die Geschichte von dem Kapitän Ahab, der um jeden Preis den weißen Wal erlegen will, weil der ihm sein Bein abgebissen und ihn damit quasi entmannt hat, jedenfalls in der Gesellschaft der rauen Walfänger. Aber sie ist nicht vordergründig. Pollkläsener sorgt dafür – köstlich als Pfarrer Maple und philosophisch als blindwütiger Ahab: „Was ist es? Welch Unerforschliches, welche grausamer, unbarmherziger Tyrann befiehlt mir, dass ich entgegen aller Liebe immer, immer weiter muss, zu tun, was mein Menschenherz niemals zu wagen wagte? Ist Ahab Ahab?“
Das Stück von Hermann Melville (1851) ist zeitlos – und eine Reise nach Vegesack wert. kawe
Neue Aufführungen: 3.-5. 7., 21.30 Uhr später s. www.moby-dick-bremen.de