piwik no script img

KommentarDas Katholische lebt

■ Hoffnung nach 474 Jahren Reformation

„Bremer Freiheit“ steht auf Fahnen und Transparenten, die der Senat dieser Tage an jeder zweiten Straßenecke hat aufstellen lassen. Der Anlaß: Vor 350 Jahren kam Bremen unter direkte Herrschaft des Kaisers. Eine ziemlich krumme Zahl für so großes Tamtam.

Vor allem, wenn man an ein Ereignis denkt, daß vor 474 Jahren die Bremer Stadt-Kultur weit nachhaltiger geprägt hat als das Kaiser-Siegel unter dem „Linzer Diplom“. Da mußte gestern erst der Papst persönlich kommen, um uns in Erinnerung zu rufen, daß er in Bremen seit 1522 nichts mehr zu melden hat. Damals brachte die Reformation große Ernüchterung über die Stadt. Bis heute hat sie sich nicht wieder gelichtet.

Neidisch blickt der Bremer nach Paderborn. Was leben da für Menschen mit Herz! Was für ein Jubel! Welch innere Erleuchtung! Und daß, obwohl der greise Papst kaum noch ein Wort herausbringt. In Bremen dagegen kluge Reden an jeder Ecke, aber kein bißchen Überschwang. Vorneweg im Rathaus ein Protestant, so lang wie puritanisch.

Doch immerhin, seit gestern wissen wir auch: Es gibt die Menschen, denen das Katholische im rundum reformierten Bremen fehlt. Sie sind mitten unter uns, werden staatlich so gut wie nicht gefördert und leben doch. Sogar den Papst haben sie uns beschert. Vielen Dank! Dirk Asendorpf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen