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Das Jahr-2000-ProblemAuf dem Weinachtsmarkt

■ Die neuen Leiden des jungen K. oder: Werden Sie endlich milleniumfähig mit der taz / Vierte Lieferung: Sektvorräte

Alle Welt hat es. Warum sollte ich von einem Jahr-2000-Problem verschont bleiben? Gut, andere Menschen sind schlimmer dran, aber das Hemd ist einem nunmal näher als die Hose. Mein Jahr-2000-Problem heißt: Ich weiß noch nicht, wo ich Silvester 1999 feiern soll.

Jetzt ist bald Silvester 1999, und ich weiß noch immer nicht, wo ich feiern soll. Manchmal bewundere ich diese vorausschauenden Menschen mit ihren Handys und Organizern, die nicht nur die Regeln der neuen Rechtschreibung schon kennen, sondern bereits eigene dazuerfunden haben. Sie tragen Hosen mit vielen Taschen für ihre Handys und Organizer und haben schon Karten für die Silvester-1999-Party vorbestellt. Bei mir dagegen ist es jedes Jahr das Gleiche. Ich denke: Ey, Silvester ist doch noch so lange hin. Und ich sage: Mach ma nich so ne Hektik. Doch drei Sekunden später machen die Eisdielen zu, sind die Bäume kahl und wird endlich der Weihnachtsmarkt abgebaut.

Der Tag, an dem der Weihnachtsmarkt abgebaut wird, ist übrigens viel schöner als der Tag, an dem der Kleine Freimarkt abgebaut wird. Der Kleine Freimarkt wird nämlich nur abgebaut, damit gleich darauf der Weihnachtsmarkt aufgebaut werden kann. Wochenlang stehen dann überall Buden herum und versperren Glühwein trinkende Menschen den Weg. Da ist dann kein Durchkommen. Doch ich muss da durchkommen. Millimeter um Millimeter kämpfe ich mich durch Gerüche von Glühweinfahnen und Pizza. Übergewichtige Leute in grauen und rosa Anoraks stehen im Weg herum und nennen das Bummeln. Gerade will ich an der Seite vorbei, da entschließt sich dieser wabernde Haufen von Weihnachtsmarktbummlern, mir den Weg zu versperren. Ich versuche auszuweichen, doch diese amöbenhafte Menschenmasse scheint alle meine Richtungswechsel schon vorher zu kennen. Es grummelt in mir, ich drohe zu platzen, weil ich in Eile bin. Ich rufe: „Ich muss da durch, o, du hinterwäldlerisches Pack von Weihnachtsmarktbummlern.“ Doch die Amöbe reagiert nicht. Ich rufe noch lauter: „O, ihr Männer mit den über die Glatze frisierten Haaren und ihr Frauen mit den teuren, aber entstellenden Dauerwellen, seid doch einmal in eurem Dasein gnädig und lasst einen Einheimischen passieren.“ Ich muss nämlich noch nach Karstadt. Wieder reagiert die Amöbe nicht. Jetzt werde ich richtig wütend und schreie: „Esst mehr Pizza!“ Wie durch ein Wunder macht die glubschäugige Menschenmasse den Weg frei. Ich kann nach Karstadt. Sekt kaufen. Für die Silvester-1999-Feier. Haben Sie schon Sekt für die Silvester-1999-Feier gekauft? Christoph Köster

Lesen Sie in der nächsten Folge alles Wissenswerte über Hamsterkäufe.

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