: Das Göttliche in der Kunst
Die Ausstellung „Ansichten Christi“ im Kölner Wallraff-Richartz-Museum zeigt Bildnisse von der Antike bis zur Gegenwart. Sie findet im Rahmen des Weltjugendtags statt. Ideengeber war der Vatikan
AUS KÖLN JÜRGEN SCHÖN
Können Menschen das Göttliche in der Kunst abbilden? Nein, sagen Judentum und Islam. Konsequenz ist dort ein Bilderverbot, das Gott zugleich auch der Verfügbarkeit durch Menschen entzieht. Im Christentum wurde das Bild früh zur Glaubensvermittlung eingesetzt. Auch wenn sein Aussehen in der Bibel nicht beschrieben ist, soll er doch sichtbare Spuren hinterlassen haben, etwa auf dem „Schweißtuch der Veronika“ oder dem „Turiner Grabtuch“.
Wie sich Künstler Christus näherten, soll die Ausstellung „Ansichten Christi“ jetzt im Kölner Wallraff-Richartz-Museum zeigen – eine Idee des Vatikans als „Rahmenprogramm“ zum Weltjugendtag. 40 Museen aus Europa und den USA stellen rund 90 Meisterwerke zur Verfügung, von El Greco bis Dürer, von Rembrandt, da Vinci und Picasso. Es wurde eine essayistische, sieben Kapitel umfassende Ausstellung unter Überschriften wie: „Der Auferstandene“, „Christus: Gott und Mensch“ oder „Passion und Emotion“.
Für Künstler war die Bibel eine der reichsten Inspirationsquellen. Aber die Ikonografie, die sie entwickelt haben, um etwa den „Schmerzensmann“, der das Leid der Welt auf sich genommen hat oder das Mysterium der Auferstehung darzustellen, ist heute nur noch Wenigen bekannt. 1868 führte Jean-Leon Geromes „Golgatha. Es ist vollbracht!“ zu einem Affront unter Europas Kunstkritikern: Die drei Kreuze waren nur noch als ins Bild ragende Schatten zu sehen. Das Werk wurde in die USA verkauft.
Umstritten in Köln ist das Kapitel „Bilder vom Nicht-Darstellbaren“. Hier finden die ältesten und jüngsten Werke zueinander. Neben frühchristlichen Bildern des „Guten Hirten“ hängt ein Halbkreuz aus Filz von Joseph Beuys – gegen den Widerstand des Vatikans. An Paul Klee erinnert dagegen ein Fisch, gefunden auf einem Sarkophag aus dem 4. Jahrhundert.
Eine sinnvolle Ergänzung zur christlichen Bilderschau ist die parallel laufende Ausstellung im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum über die Darstellung Gottes und des Göttlichen im Hinduismus und Buddhismus.
Wallraff-Richartz-Museum, KölnBis 02. Oktober 2005Infos: 0221-22122334