: Das Glas Marmelade
■ Ein Kurzroman von Klaus Rahn SEKTIONBEWÄLTIGUNGSPROSA
Plötzlich lag dort — am Montag früh — am Stromverteilerhaus, neben dem Durchgang zur Kaufhalle — ein zerbrochenes und halb ausgelaufenes Glas Marmelade. Es lag dort am Montag früh. Es lag dort am Dienstag früh. Es lag dort am Mittwoch früh.
Und dann lag es auch noch dort den gesamten März. Und dann lag es auch noch dort den gesamten April. Und dann lag es auch noch dort den gesamten Mai. Und als ich — ein Jahr danach — an dem Stromverteilerhaus, an dem Durchgang zur Kaufhalle, vorüberkam, lag das zerbrochene Glas mit der halb ausgelaufenen Marmelade immer noch da. Und es war noch ein wenig mehr von dieser Marmelade herausgelaufen und lag neben dem Durchgang zur Kaufhalle.
Und das war vor zwei Jahren so. Und das war auch vor einem Jahr so. Und das ist auch in diesem Jahr genauso. KANN ES SEIN, DASS ES SOLCH EINE TRAURIGKEIT UND VERLASSENHEIT IN UNSERER STADT GIBT?
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