: Das Ende des Würstchens
■ St. Pauli auf der Suche nach neuem Sponsor: Böklunder will aufhören, aber seine Würste weiterhin im Stadion feilbieten
Alles hat ein Ende, auch die Wurst: Der Schriftzug „Böklunder“ wird nur noch bis zum Sommer die Brüste der St.-Pauli-Kicker und die noch immer handbetriebene Anzeigetafel im Millerntor-Stadion zieren. Ab 1. Juli, so formuliert es St. Paulis Marketing-Chef Götz Weisener, „sind wir oben ohne“.
Der Hauptsponsor des FC verzichtet damit darauf, die vertraglich vorgesehene Option auf ein drittes Jahr wahrzunehmen. Seit Beginn der Saison 95/96 im Juli zahlt der Konzern 1,6 Millionen Mark pro Jahr an den Klub vom Kiez, um dessen „positive Imagedimensionen“, wie es im Kündigungsschreiben wörtlich heißt, „auf die Marke zu transferieren“. Dies sei „bereits jetzt weitgehend gelungen“ und der Scheck somit nicht mehr vonnöten.
Götz Weisener sucht nun nach einem neuen Geldgeber, der „zum Kultstatus“ des Vereins und zu dessen „kritischem und kreativem“ Publikum passe. Entsprechend wählerisch will er deshalb die Angebote sortieren. Der Öl-Multi Shell zum Beispiel sei den Fans wohl nicht zuzumuten, aber über den „selbstironisch“ werbenden Autokonzern Toyota würde er sich freuen. Bis Mitte April, hofft Weisener, hat er die Freifläche auf den Trikots mit einem neuen Logo gefüllt.
Böklunders Abschied vom Millerntor ist kein endgültiger: Künftig will der Konzern St. Paulis Amateur- und Nachwuchsteams sponsern. Und auch die Zuschauer sollen nicht zu kurz kommen. Die Wurstfabrikanten versprachen dem Verein, „die Versorgung der Fans im St.- Pauli-Stadion mit unseren Qualitätsprodukten auch in Zukunft sicherzustellen“. Damit sie auch weiterhin kraftvoll zubeißen können.
Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen