Das Ding, das kommt: Königin urlaubt an der See

Lange war es Spitze: Bis 2012 war das Riesenrad der Bad Oeynhauser Betreiberfirma Steiger mit einer Höhe von knapp 60 Metern das größte mobile Riesenrad der Welt – das festzustellen war noch 2011 das Landgericht Düsseldorf bemüht worden: Ein konkurrierendes Rad kam nur auf 56,70 Meter Höhe, vom Boden aus gesehen, und das war aus Sicht der Juristen, was zählt. Es sei wie im echten Leben, kalauerte der Unterlegene damals gegenüber der Boulevardzeitung Express: „Es kommt eben doch nicht auf die Größe an.“ Und tröstete sich damit, er könne sein Rad ja immer noch „als das größte transportable Riesenrad mit geschlossenen Gondeln bezeichnen“.
Es ist also offensichtlich ein sehr spezieller Titel, den das Stiger-Rad trug – bis es 2013 von seinem luftigen Thron gestoßen wurde durch ein in München erbautes, das dann auch noch ein in der Schweiz ansässiger Holländer entworfen hatte. Was aber beispielsweise den Kollegen der Kreiszeitung entgangen sein muss, als sie noch 2015 das „größte mobile Riesenrad der Welt“ auf dem Bremer Freimarkt ankündigten. Es war aber halt nur noch das zweitgrößte.
Das Steiger-Rad nun, 1980 gebaut von der Bremer Firma Kocks und erstmals auf dem Schützenfest in Hannover eingesetzt, kennen Besucher des Hamburger Doms, dieser aufgeplusterten Dorfkirmes – wiederum der angeblich größten ihrer Art, zumindest in Norddeutschland. Zuletzt fand es wiederholt einen Platz ein kleines Stück elbaufwärts: in der Hamburger Hafencity.
Dort aber werde in diesem Jahr zu viel gebaut, lassen die Betreiber wissen, sodass sie nach einem anderen Standort hätten suchen müssen. Sie fanden ihn: Seit dem gestrigen Karfreitag dreht es sich in Lübeck-Travemünde. Und auf dem Hamburger Heiligengeistfeld, wo derzeit „Frühlings-Dom“ abgehalten wird, steht ein mickriges Pendant mit gerade mal 55 Metern (aber immerhin „mit Hamburg-Wappen“).
Ursprünglich hatte man das Rad in Travemünde neben dem Leuchturm aufstellen wollen, was das örtliche Wasser und Schifffahrtsamt aber nicht erlaubte – unter Hinweis auf den Denkmalschutz. Nun steht es also auf der „Tornadowiese“, und den Betreibern ist laut den Lübecker Nachrichten eines aufgetragen worden: Was immer sie anstellen mit ihrer „Königin der Nacht“, den Schiffsverkehr dürfen sie nicht irritieren. ALDI
bis 25. Juni, täglich 11–21 Uhr, Travemünde, Travepromenade/Trelleborgallee
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen