Das Ding, das kommt: Alte Pfeifen
Am 2. Juli 1648 wurde er im Wesermarsch-Dorf Schmalenfleth geboren -- vermutlich. Genau weiß man es nicht: Sieben Tage später jedenfalls wurde der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger in der Kirche St. Bartholomäus in Golzwarden getauft. Deren Orgel hat der Vollender der norddeutschen Barockorgel zwar nicht gebaut. Aber instand gesetzt hat er sie, 49 Jahre später, zum Selbstkostenpreis. „Weil ich in diesem Dorfe geboren und getauft bin“, zitiert ihn Schnitger-Forscher Gustav Fock.
Dass er fromm und uneigennützig war, wurde Schnitger in seiner oldenburgischen Heimat oft attestiert. Etliche Orgeln baute er „zur Ehre Gottes“, auch deshalb sei er trotz seines internationalen Ruhms nie reich geworden, zitiert der Groninger Organist Siwert Meijer Mitte des 19. Jahrhunderts Schnitgers Klage. Da galt er längst als größter Orgelbauer seiner Zeit. Das damals vermutlich größte Instrument hat er 1682 jedenfalls für die Hamburger St. Nikolai-Kirche gebaut, mit 67 Registern, vier Manualen, Pedal und mehr als 4.000 Pfeifen. Die größte von ihnen, das 32-füßige C, soll 860 Pfund gewogen haben. 1842 wurde sie beim Großen Brand zerstört.
Rund 170 stilbildende Orgeln hat Schnitger erbaut oder wesentlich umgebaut, erhalten sind davon noch 31. Der Großteil davon wiederum, acht Stück, steht im Alten Land vor den Toren Hamburgs. Dort feiert man Schnitgers Geburtstag jedes Jahr mit einem Festival. Und wer genug von alten Pfeifen hat, feiert ringsum eine andere, dem Pfeifen gar nicht so unähnliche Altländer Tradition: Kirschkernweitspucken. MATT
bis So, 5. Juli, in Stade, Neuenfelde, Jork, Borstel und Mittelnkirche. Internet: www.arp-schnitgers-geburtstag.de
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