: Das Auto-Obst-Fenster
Gesünder als Hamburger: Erster „Frucht-Drive-In“ in Lindau am Bodensee eröffnet
„Frucht-Drive-In“ nennt der Lindauer Obstbauer Martin Nüberlin seinen kürzlich eröffneten Autoschalter für den Verkauf von frischem Obst. Die Idee kam dem Obstexperten, als eine Schnapsbrennerei mit Verkaufsgebäude direkt gegenüber einer McDonald’s-Filiale eröffnete. „Warum nicht ganz einfach gutes Bodenseeobst am Drive-In-Schalter verkaufen“, sagte er sich.
Bereits seit vielen Jahren hätten er und seine Frau an gleicher Stelle einen kleinen Verkaufswagen aufgebaut und Obst an Autofahrer verkauft. Im Frühjahr und Sommer Erdbeeren, Kirschen und Himbeeren, im Herbst Äpfel und Birnen.
Der Verkaufswagen ist verschwunden, stattdessen steht ein modernes Verkaufsgebäude – „Obstbau“ genannt – an der Hauptstraße direkt neben der Autobahnausfahrt Lindau. Und ein Bestandteil ist eben der Drive-In-Schalter.
Viele Kunden reagieren ausgesprochen positiv. Ein Durchreisender beispielsweise sagt: „Das ist gut. Wenn es regnet und ich habe die Kinder dabei, dann kann ich im Wagen sitzen bleiben.“ Anders ein junger Mann, der gegenüber einen Bic-Mac verzehrt und neugierig zum neuen Obst-Drive-In hinüberschaut. „An sich eine gute Idee – nur nicht, wenn ich richtig Hunger habe. Aber so für zwischendurch, das ist schon okay. Mal sehen, ob’s läuft.“ Fast unmerklich schüttelt eine Stammkundin den Kopf. Das sei schon eine gute Idee, meint sie. Aber auf Nachfrage sagt sie, ihr würde es nie einfallen, mit dem Auto zum Obstkaufen an einen Drive-In-Schalter zu fahren. Sie wolle schließlich das Obst anschauen, aus den verschiedenen Sorten das Richtige raussuchen. Trotzdem: schon in den ersten Testtagen vor der Eröffnung wurde das Angebot recht gut angenommen, wenngleich der Andrang auf der gegenüberliegenden Straßenseite weit größer war. „Aber wir haben viele treue Kunden, die bislang bei uns auf dem Hof eingekauft haben“, gibt sich der Obstbauer zuversichtlich.
Aus Erfahrung weiß er ja auch, dass zahlreiche so genannte Vignettenflüchtlinge auf dem Weg nach Österreich gerne mal anhalten und eine kleine Wegzehrung mitnehmen. „Ich habe gesehen, dass die Leute oft keine Zeit und Lust haben, auszusteigen und einkaufen zu gehen. Also mache ich es ihnen eben leichter am Drive-In-Schalter.“
Auch Apfelsaft oder im Sommer Apfelschorle will der Händler verkaufen – und zwar nicht in Bechern, sondern in Flaschen zum Mitnehmen. Der Lindauer Obstbauer mit der neuen Verkaufsidee hat von den Müll-Fehlern gelernt, die auf der anderen Straßenseite gemacht werden.
KLAUS WITTMANN