Darüber lacht das Netz: Samwers "Blitzkrieg" mit sich selbst
Lange wurde alles zu Gold, was die Samwer-Brüder anfassten. Mit einem "Blitzkrieg"-Memo verspielten sie sich den letzten Respekt. Dazu gibt es nun einen Song.
BERLIN taz | Seit Mitte Dezember sollen über 30 Mitarbeiter den ehemaligen New-Economy-Gründerstar Oliver Samwer und seine Firma "Rocket Internet" verlassen haben. Vielen scheint die aggressive Sprache und die Denkansätze, die der Ex-StudiVZ-Investor benutzte, allzu unangemessen gewesen zu sein.
Es war nicht das erste Mal, dass Samwers Geschäftsgebahren unangenehm auffiel: schon Anfang des vergangenen Jahrzehnts kam der Macher in die Kritik, da er mit seinem Unternehmen "Jamba" kostenspielige Klingelton-Abonnements an Minderjährige verkauft hatte.
Dieses Mal hatte er sich "nur" in einem internen Memo, das kurz vor Weihnachten von der Insider-Site Techcrunch veröffentlicht wurde, blamiert.
Doch hätte er bedenken sollen, dass gerade in der schnelllebigen Internet-Branche kaum etwas "intern" bleibt. So sprach der ehemalige Vorzeige-Jungmanager über "aggressive Expansionen", einen "Blitzkrieg" und darüber, dass seine Manager "mit Blut unterschreiben sollten".
Selbstironie? Virales Marketing?
Nicht nur Häme ernetete er dafür in der Start-Up-Szene, sondern erhielt auch viele Kündigungen. Und neue, direkte Konkurrenz. Ehemalige Mitarbeiter, unter ihnen CEOs von "Rocket Internet", starteten in direkter Konkurrenz zu Samwers Unternehmen den New-Economy-Inkubator "Oryx Project", der über eine Funding-Summe von über zehn Millionen Euro, u.a. vom Versandhausriesen Otto, verfügen soll.
Aktuell tauchte im Internet ein hitverdächtiger Song mit dem Text des Memos, mit dem die Schieflage des ehemaligen Internet-Wunderkindes begann, auf. Techcrunch berichtete sofort international über den vermeintlich von Oliver Samwer produzierten Hit, und auch deutsche Gründermedien schrieben über den Song ("stürmt die Charts").
Erste Spekulationen, dass es sich um eine selbstironische Betrachtung Oliver Samwers handele, der versuche, die Credibility der Netz-Community wiederzuerlangen, bestritt ein persönlicher Mitarbeiter Samwers auf Anfrage der taz.
Aus Samwer wird Samba
Auch sei der Song keine virale Marketing-Kampagne, um das Image des Samwer-Mode-Shopping-Portals "zalando" nach der militaristischen und hetzenden Mail an seine Mitarbeiter während der aktuell laufenden Berliner Modewoche aufzupolieren. Das ist aber gerade das Spannende an viralen Kampagnen, die plötzlich im Netz entstehen - dass die Community anfangs nicht weiß, wer der Absender der Nachricht ist, und auch nicht, mit welcher Intention sie gesendet wurde.
Auf Soundcloud wurde der Name des Urhebers zunächst als "Oliver Samwer" angegeben, dann erst kürzlich zu "Oliver Samba" geändert. Der Betreiber des Accounts, der Berliner Soundtüftler und Produzent Terri Belle aka Joerg Henning, will sich derzeit zum Song und seiner Entstehung nicht äußern.
taz.de bat Felix Petersen, den Shooting-Star der neuen Berliner Gründerszene, CEO und Miterfinder von Ashton Kutchers Website "Amen", um einen Kommentar.
"Ich weiß nicht, ob die 'Blitzkrieg'-E-Mail authentisch ist. Aber sollte das tatsächlich der Ton sein, in dem bei Rocket Internet über Märkte und Menschen gesprochen wird, handelt es sich um eine verabscheuenswürdige Art Geschäfte zu machen. Gute, nachhaltige Dienste werden nicht gebaut, indem man Krieg führt, sondern indem man sich auf Innovation und Vision konzentriert. Ich glaube Respekt und Karma sind hier die Schlüsselworte."
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