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„Dann ist Konkurs“

■ Vulkan-Vertrauensleute gehen davon aus, daß die Arbeit auf der Vegesacker Werft nur bis Ende April reicht

Dienstag abend, Krisensitzung der IG Metall-Vertrauensleute beim Bremer Vulkan in Vegesack. Was ist, wenn Ende April das Konkursarbeiter-Geld für die Löhne aufgebraucht, wenn die Costa II „schwimmfähig“ gemacht ist und abgeschleppt wird und wenn der Container-Frachter, der gerade im Bau ist, weitgehend fertig ist? Dunkel ahnen die Vulkanesen im Stammbetrieb des Verbundes, daß dann Ende sein könnte. Vor wenigen Tagen hat es Heinrich Tamm, Oberingenieur, auf bohrendes Nachfragen im Betriebsrat bestätigt: 100 Leute würden dann noch gebraucht, für den Rest sei es aus.

Die IG Metall trommelte sofort ihre Vertrauensleute zusammen. Dienstag abend tagten sie bis nach 20 Uhr, gestern Mittag wieder zwei Stunden lang. „Wir gehen davon aus, wie die Lage heute ist, daß dann ein Konkurs kommt“, berichtet Betriebsrat Rolf Gerstmeyer auf Nachfrage gegenüber der taz: „Wenn kein Wunder kommt.“ Denn die Vulkan-Schiffbauer gehen davon aus, daß die anschließenden Container-Aufträge nicht kostendeckend abgeschlossen worden sind. Es dürfte daher schwierig sein, Banken für die Bauzeitfinanzierung zu gewinnen.

Den für heute angesagten Wahlkampf-besuch des SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine wollen die Vulkan-Mitarbeiter zur Mobilisierung der Öffentlichkeit nutzen, Anfang der kommenden Woche soll eine Betriebsratsversammlung stattfinden.

Auf das für April versprochene Schiffbau-Konzept setzen die Betriebsräte nicht viel. „Ach Gott, Konzept“, Ihrer Geschäftsführung werfen die Vertrauensleute vor, daß da „nicht Klartext geredet“ wird. Gerstmeyer: „Die haben sich verbarrikadiert da oben. Von denen hört man nichts mehr. Wir als Betriebsrat möchten mit denen doch auch noch mal reden.“

Hein-Jörg Glar, Marketing-Geschäftsführer der Vulkan-Werft, versteht die Aufregung seiner Betriebsräte überhaupt nicht. Daß Anfang Mai Schluß sei auf der Werft, „das ist falsch“, erklärte er gegenüber der taz. richtig sei, daß die Finanzierung der Anschlußaufträge noch nicht stehen würde. Das müsse „in den nächsten vier Wochen“ passieren. Daß es theoretisch die Gefahr geben, daß diese Finanzierungen nicht zustande kommen, sei seit langem bekannt. Praktisch rechne er aber nicht damit – bisher seien ja die Bürgschaften und die Kredite auch immer wieder bewilligt worden. Auch für die Costa II gehe er davon aus, daß die Fertigstellung in Bremen stattfinden werde, auch wenn derzeit nur das „schwimmfähig machen“ finanziert sei. K.W.

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