: „Damit muß man leben“
■ Stürmer Heiko Herrlich errempelt Dortmund ein 1:0 bei Hansa Rostock
Rostock (taz) – Das Opfer erlebte die entscheidende Szene so: „Ich laufe zum Ball, schlage ihn ein Stückchen weg und bekomme dabei auf jeden Fall einen Schlag ins Gesicht und in die Magengegend. Das war ein klares Foul.“ Die Schilderung des reumütigen Täters hörte sich derart an: „Die Ecke kommt hereingeflogen, ich sehe nicht, daß der Torwart herauskommt, und so gehen wir beide zum Ball. Ich glaube, der Schiri kann das auch pfeifen.“ Schiedsrichter Albrecht hat die Strafsache Heiko Herrlich gegen Perry Bräutigam nicht gepfiffen, und daß der Dortmunder Stürmer den Hansa- Keeper ausgerechnet in Spielminute 90 rüde über den Haufen gerannt und Julio Cesar in Folge das entscheidende 1:0 für den deutschen Meister erzielt hatte, machte die Sache für die Rostocker einigermaßen tragisch.
Denn verdient hatte der FC Hansa die Niederlage nicht. In Halbzeit eins wurden die Dortmunder dominiert, danach, als der aus seiner Verletzungspause zurückgekehrte Matthias Sammer sich in bekanntem Stil auch in die Offensivarbeit der Borussen einschaltete, hielt Hansa tapfer dagegen. Bis eben Herrlich wieder einmal die Frage aufwarf, ob dem Unparteiischen nicht doch gedient sei, wenn er für den Fall der Fälle die Fernsehbilder zur Wahrheitsfindung heranziehen dürfte. Etwa so, wie das auch Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf und Borussen-Coach Ottmar Hitzfeld tun mußten. Beide hatten Herrlichs Rempler live nicht sehen können, sich via Aufzeichnung aber kundig gemacht. Einstimmiges Urteil: Foul!
Zwei Streiter für die Fernsehhilfe also? Denkste! „Es kommt im Fußball vor, daß der Schiri sich irrt. Das gehört dazu“, sagt der Dortmund-Coach. „Damit muß man leben, insbesondere wir“, ergänzt der Rostock-Trainer. Wie, insbesondere wir? Keine Antwort. Nur: „Ich bin jetzt seit vier Jahren im Osten...“ Nächster Versuch: Gleicht sich eine solche Ungerechtigkeit im Laufe der Saison aus? „Ich hoffe es“, sagt Pagelsdorf – und lächelt etwas verzweifelt. Frank Ketterer
Borussia Dortmund: Klos - Kohler, Sammer, Cesar - Reuter, Feiersinger (62. Lambert), Möller, Zorc, Heinrich - Tanko (37. Herrlich), Chapuisat
Zuschauer: 24.000, Tor: 0:1 Cesar (90.)
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